Der Tagesspiegel: Sachsens Regierungschef Kretschmer: CDU braucht schärferes Profil

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU)
wünscht sich von seiner Partei ein schärferes Profil. „Es ist
dringend notwendig, unseren Markenkern wieder stärker
herauszuschälen“, sagte Kretschmer dem Berliner „Tagesspiegel am
Sonntag“ vor der Klausurtagung des CDU-Bundesvorstands. Viele Wähler
hielten die Beschlüsse der großen Koalition inzwischen für
CDU-Programmatik, klagte der Regierungschef. „Wir müssen den Menschen
stärker zeigen, was Kompromisse sind – und was die CDU täte, wenn sie
allein regieren würde.“ Gleichzeitig verlangte Kretschmer einen
anderen Führungsstil als unter der bisherigen Parteichefin Angela
Merkel „Mehr zu erklären, nach draußen zu gehen und öffentliche
Debatten zu führen, ist notwendig in dieser Zeit.“

Dass sich mehrere Kandidaten um die Nachfolge von Merkel als
Parteivorsitzende bewerben, begrüßte Kretschmer Einen Favoriten gebe
es nicht, die Parteitagsdelegierten erwarte „eine ganz spannende
Wahl“. An Friedrich Merz fasziniere die Menschen, dass „da einer von
außen kommt, der auch an anderer Stelle kompetent ist“. Bei Jens
Spahn fänden es viele „gut, dass er nicht so stromlinienförmig ist,
ins Risiko geht bei Themen oder Abstimmungen, an denen man sich auch
verbrennen könnte“. Und Annegret Kramp-Karrenbauer bescheinigte der
Ministerpräsident, „dass sie von allen dreien wohl die meiste
Erfahrung hat“. Man würde die Generalsekretärin „absolut
unterschätzen“, so Kretschmer, „wenn man sie auf die Nähe zur
Kanzlerin reduzieren würde“.

Ein unabhängiger Parteichef ohne Regierungsamt könne für die CDU
„eine Riesenchance sein“, sagte Kretschmer. Die Sache berge aber auch
Risiken. „Wenn man sich nach der Wahl zerstreiten würde, wenn
diejenigen, die nicht zum Zuge kommen, das nicht akzeptieren können.
Oder auch, wenn es dann Streit zwischen der Parteispitze und der
Kanzlerin oder dem Fraktionsvorsitzenden gibt.“ Man stehe als
Volkspartei „an einer entscheidenden Wegmarke“. Die neue Parteispitze
müsse sich dieser Verantwortung bewusst sein.

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