
Gestern Abend hat das Jüdische Museum Berlin zum 14. Mal den
»Preis für Verständigung und Toleranz« verliehen. Die Auszeichnung
ging in diesem Jahr an W. Michael Blumenthal, Gründungsdirektor des
Museums.
In Anerkennung seiner Verdienste hielt Bundespräsident Joachim
Gauck die Laudatio auf W. Michael Blumenthal. Peter Schäfer, Direktor
des Jüdischen Museums Berlin, überreichte den Preis.
In seiner Dankesrede sagte W. Michael Blumenthal: »Dieser Preis
ist ein wunderbares Geschenk. Aber ich habe noch ein viel größeres
hier in Deutschland bekommen, eines der schönsten meines Lebens: ich
meine die Einladung überhaupt, damals hierher zu kommen, um am
JMB-Projekt mitarbeiten zu dürfen.«
Weiter betonte er: »Das jüdisch-nichtjüdische Verhältnis in
Deutschland bleibt weiter von großer Bedeutung. Die Integration der
vielen Zuwanderer in das deut-sche Alltagsleben wird eine
Herausforderung auf längere Zeit bleiben.«
Der »Preis für Verständigung und Toleranz«
Mit dem »Preis für Verständigung und Toleranz« werden seit 2002
Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Kultur und Politik ausgezeichnet,
die sich auf herausragende Weise um Verständigung und Toleranz
verdient gemacht haben. Der Preis wird traditionell im Rahmen des
Jubiläums-Dinners gemeinsam von der Gesellschaft der Freunde und
Förderer der Stiftung Jüdisches Museum Berlin und dem Museum
verliehen.
Preisträger 2015: W. Michael Blumenthal
Der fast 90-jährige Preisträger hat sich zeitlebens für Bildung,
Menschenwürde und Völkerverständigung eingesetzt. Einst aus Berlin
ausgebürgert, folgte er 1997 dem Ruf der Stadt seiner Kindheit und
Jugend und wurde Direktor des Jüdischen Museums Berlin.
Der gebürtige Oranienburger, amerikanische Staatsbürger und
Ehrenbürger der Stadt Berlin blickt auf eine wechselvolle Biografie
und vielseitige Karriere zurück. 1926 in Oranienburg bei Berlin
geboren, zog W. Michael Blumenthal als Dreijähriger nach Berlin. 1939
konnte die Familie nach Shanghai flüchten und überlebte dort den
Krieg. 1947 wanderte W. Michael Blumenthal in die Vereinigten Staaten
ein und nahm 1952 die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an.
Nach seiner Promotion an der Princeton Universität und Zeit als
Wirtschaftsprofessor stieg er bei der Crown Cork International
Corporation zum Vizepräsidenten und Direktor auf. In den 60er Jahren
wechselte er in die Politik und arbeitete als Berater der Präsidenten
Kennedy und Johnson im Außenministerium. Es folgten zehn Jahre als
Präsident und Vorstandsvorsitzender der Bendix Corporation, ehe ihn
Präsident Jimmy Carter als Finanzminister in sein Kabinett berief.
Nach seinem Rücktritt 1979 war er in hochrangigen Positionen
führender Wirtschaftsunternehmen tätig, darunter die Burroughs
Corporation und die Unisys Corporation.
Als Autor hat sich W. Michael Blumenthal intensiv mit der
Geschichte der deutschen Juden beschäftigt und die eigene
deutsch-jüdische Familiengeschichte erforscht. Am Beispiel seiner
Vorfahren schildert er die schwierigen Beziehungen zwischen jüdischen
und nichtjüdischen Deutschen seit dem 17. Jahrhundert und spürt der
Frage nach, wie es zur Katastrophe des Holocaust kommen konnte.
Seit Blumenthals Berufung zum Direktor befasst sich das Jüdische
Museum Berlin nicht mehr vorwiegend mit der Geschichte der Berliner
Juden, sondern mit der deutsch-jüdischen Geschichte. Die lange
angestrebte Eigenständigkeit von der Stiftung Stadtmuseum erhielt das
Jüdische Museum Berlin zum 1. Januar 1999. Blumenthals
gesellschaftspolitisches Engagement und seine politische Vision
haben maßgeblich zur Gründung der Akademie des Jüdischen Museums
Berlin beigetragen. Mit der Eröffnung 2012 erweiterte das Haus sein
Spektrum der bisherigen Museumsaktivitäten um die zwei
gesellschaftspolitisch hochaktuellen Themen Migration und Diversität
sowie das Verhältnis von Judentum und Islam.
In Anerkennung seiner Arbeit erhielt W. Michael Blumenthal
zahlreiche Auszeich-nungen, darunter 1999 das Große Verdienstkreuz,
2006 das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der
Bundesrepublik Deutschland und die Leo-Baeck-Medaille. Blumenthal ist
Inhaber zahlreicher Ehrendoktorate. Über seine Tätigkeit als
Gründungsdirektor hinaus ist er Mitglied im Advisory Board des
American Jewish Committee (Berlin), im International Rescue Committee
(New York) und Mitglied im Council of Foreign Relations (New York).
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