Den Globalen Migrationspakt umsetzen – Ausbeutung von ArbeitsmigrantInnen beenden

Das SÜDWIND-Institut begrüßt, dass die
Bundesregierung dem Globalen UN-Migrationspakt zustimmen wird und
fordert diese auf, insbesondere die Ziele des Migrationspaktes
zeitnah umzusetzen, die auf das Ende der Arbeitsausbeutung von
MigrantInnen abzielen.

Rund zwei Jahre haben die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen
am Text des Globalen Migrationspaktes gearbeitet, der bei der derzeit
tagenden UN-Konferenz in Marrakesch (10./11. Dezember 2018)
angenommen wird. Die Texterstellung ging einher mit einem breiten
Konsultationsprozess, in den die internationale Zivilgesellschaft
eingebunden war. Auch SÜDWIND hat sich hieran beteiligt. Dieser sehr
partizipative Prozess hat zu einem Kompromisspapier geführt, in dem
sich die Staaten immerhin dazu bekennen, die Arbeitsausbeutung von
MigrantInnen nicht zu tolerieren und ihre Arbeitsrechte zu schützen
(Ziel 6 des Migrationspaktes). „Ausgehend vom Migrationspakt werden
wir die Bundesregierung in ihren Maßnahmen zur Beendigung der
Arbeitsausbeutung von MigrantInnen auch in Deutschland kritisch
begleiten“, so Dr. Sabine Ferenschild, SÜDWIND-Mitarbeiterin. „Die
erst jüngst vom Deutschen Institut für Menschenrechte festgestellten
Fälle schwerer Arbeitsausbeutung auf dem Bau, in der
Fleischverarbeitung, aber auch in der Pflege oder der Landwirtschaft
belegen, wie wichtig ein forcierter Schutz der Arbeitsrechte von
MigrantInnen in Deutschland ist.“

Die häufige Unterschreitung von gesetzlichen Mindestlöhnen für
viele MigrantInnen, die insbesondere Frauen treffen, haben neben den
extrem niedrigen Löhnen auch zur Folge, dass die MigrantInnen ihre
Herkunftsfamilien nicht in dem Ausmaß mit Heimatüberweisungen
unterstützen können, wie dies bei einer menschenwürdigen
Beschäftigung und Entlohnung möglich wäre. Dabei sind gerade solche
Heimatüberweisungen für viele Menschen in Entwicklungsländern eine
wichtige Einnahmequelle und können sehr positive
entwicklungspolitische Effekte mit sich bringen. Die Kosten für diese
Überweisungen sind jedoch unverhältnismäßig hoch. Frauen leiden
darunter sogar noch mehr als Männer, denn sie überweisen häufiger
kleinere Beträge.

Der UN-Migrationspakt setzt hier das klare Ziel, diese Kosten
deutlich zu senken (Ziel 20). „Das ist gut, damit das wenige Geld,
das die Frauen unter oft ausbeuterischen Bedingungen verdienen, auch
den Menschen in der Heimat zugutekommt und nicht den
Finanzdienstleistern“, meint Irene Knoke, wissenschaftliche
Mitarbeiterin beim SÜDWIND-Institut. „Gerade Frauen können mit ihrer
Migration nicht nur zur wirtschaftlichen Entwicklung, sondern auch zu
sozialem Wandel beitragen, da sie Einfluss auf traditionelle
Rollenbilder nehmen.“

Ein heute erschienenes Fact Sheet mit dem Titel „Zu welchem Preis:
Migration, Frauen und Heimatüberweisungen“, das von Engagement Global
im Auftrag des BMZ und von der Stiftung Umwelt und Entwicklung
Nordrhein-Westfalen finanziert wurde, beschäftigt sich mit diesen
Fragestellungen, aber auch mit dem Preis, den Frauen für die (teils
erzwungene) Migration zahlen. Thematisiert werden auch die mit der
Migration verbundenen geschlechtsspezifischen Risiken und die
Anfälligkeit, der sich migrierende Frauen im Ausland gegenübersehen.
Neben dem Fact Sheet hat SÜDWIND in der letzten Woche eine
zehnteilige Videoreihe „Migration und Flucht verstehen“
veröffentlicht, in der auch das Thema der Arbeitsmigration und der
Rücküberweisungen angesprochen wird. Diese Videoreihe wurde ebenfalls
von der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen sowie
durch die Evangelische Kirche im Rheinland und die Diözesanstelle
Weltkirche-Weltmission im Erzbistum Köln gefördert.

Zum Fact Sheet (und den weiteren Publikationen):
https://suedwind-institut.de/index.php/de/publikationen-384.html

Zur Videoreihe „Migration und Flucht verstehen“:
https://www.youtube.com/user/SuedwindInstitut

Pressekontakt:
Dr. Sabine Ferenschild
SÜDWIND
Tel.: 0228-763698-16
ferenschild@suedwind-institut.de

Irene Knoke
SÜDWIND
Tel.:0228-763698-13
knoke@suedwind-institut.de

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