Das Kanban System einfach erklärt & wann es sich auch für Ihr Unternehmen lohnt

Über Die Jahre kommen immer wieder neue Systeme der Unternehmenssteuerung auf. Seit einiger Zeit ist das Kanban System populär geworden. Hier bekommen Sie das Kanban System einfach erklärt.

Die Geschichte des Kanban – Die Sensation aus Fernost

Die Wurzeln des Kanbansystems liegen In Japan. Hier stellte sich Taiichi Ohno 1947 die Frage, wie er die Produktion von Toyota effizienter gestalten könnte. Die Konkurrenz aus den USA war einfach zu stark in der Nachkriegszeit und Toyota musste seine Produktivität unbedingt erhöhen.

Nach einigem überlegen, kam Ohno zu dem Schluss, dass die Produktion oft hakt, weil eine benötigte Ressource nicht vorhanden ist. In vielen Fällen wird eine Fabrik als eine kleine Planwirtschaft betrieben die ihren Lagerbestand nach Prognosen und Berichten einstellt. Wie die Geschichte zeigt ist eine Planwirtschaft im großen Maßstab beinahe unmöglich erfolgreich zu steuern.

Es ist schon eine Kuriosität, dass Unternehmen die in einer Marktwirtschaft arbeiten, nach dem Prinzip der Planwirtschaft funktionieren. Eine Erklärung hierfür ist die geringere Größe eines Unternehmens. Allerdings sind viele Unternehmen groß genug um Effizienzverluste durch Planwirtschaft entstehen zu lassen. Das sah auch Ohno und er entschied sich ein nachfragenbasiertes System auch im Betrieb einzuführen.

Dazu entwickelte er ein System das auf Karten (japanisch Kanban) die den Verbrauch eines Produktes verfolgen aufbaut. Dieses System entwickelte sich in Japan schnell zum Erfolgsmodell, da die Verringerung der nötigen Lagerbestände und der verschlankte Produktionsablauf gerade in Japan, einem Land mit begrenztem Raum und Ressourcen, sehr hilfreich waren.

In den 70er Jahren wurde das Kanban-Prinzip in den USA und in Europa  populär. Der letzte Schritt der Kanban-Evolution bis heute, ist die Implementierung des Kanban in der Softwareentwicklung.

Die Grundlagen des Kanban System einfach erklärt

Wie der Name schon sagt, besteht ein Kanban System einfach erklärt aus Karten die den Ressourcenverbrauch dokumentieren und steuern. Die Steuerung beginnt in der letzten Produktionsstufe. Fällt hier die Menge eines Verbrauchsmaterials unter einen vordefinierten Wert, wird durch die Sendung eines Kanban die erneute Bereitstellung durch untergeordnete Produktionsprozesse initiiert.

Der Kanban kann entweder eine Karte (Zweikartensystem) oder einen Kanbanbox sein (Einkartensystem). Das Zweikartensystem wird oft für innerbetriebliche Vorgänge verwendet und das Einkartensystem in der Kommunikation mit den Zulieferern.

Die Zahl der Kanbankarten muss dabei groß genug sein, damit immer genug Material in jedem Produktionsschritt vorhanden ist.

Kanban-Prinzipien

Zum besseren Verständnis des Kanban hilft ein Blick auf die Kanban-Prinzipien. Die Überwachung der Einhaltung dieser Prinzipien ist Aufgabe des Kanban-Koordinators. Die auf den ersten Blick vielleicht nicht offensichtliche Tiefe dieses Systems macht es hilfreich, einen oder mehrere Mitarbeiter speziell mit diesem Thema zu beauftragen. Selbstverständlich sollte jeder dieser Mitarbeiter Zugriff auf eine leistungsfähige Projektmanagementsoftware haben.

Nun zu den Prinzipien, hierbei ist zu beachten, dass jede Kanban-Senke (Ort des Ressourcenverbrauchs) auch eine Kanban-Quelle (Ort der Ressourcenbereitstellung) für einen übergeordneten Prozess sein kann.

Die Senken-Prinzipien sind, dass nie mehr Material als benötigt angefordert werden darf und das erst Material angefordert wird, wenn der Kanban-Behälter unter das definierte Minimum gefallen ist.

Dementsprechend gilt für die Quelle, dass nicht auf Vorrat produziert werden darf und das die Qualität der produzierten Teile von guter Qualität sein muss. Zu viele fehlerhafte Teile führen zu Verzögerungen in der Produktion, ähnlich denen die auftreten wenn die Lager leer sind.

Diese ersten vier Prinzipien sorgen zusammen für kleine Lagerräume und reibungslose Produktionsabläufe. Nun zu den Prinzipien für den Kanban-Koordinator während der Planung des Systems. Diese sind die ausreichende und nicht zu hohe Zahl an Kanbankarten und Behältern. Außerdem sollten die verschiedenen Bereiche des Unternehmens gleichmäßig belastet werden, um Überbelastung und Leerlauf zu vermeiden.

Kanban-Karten

Kanban-Karten und Behälter sind das Herzstück des Kanban-Systems. Auf einer dieser Kanban-Karten sind Informationen wie Angaben über Art und Füllmenge der Transportbehälter, Bezeichnungen der Senken und Quellen, Arbeitsanweisungen zum entsprechenden Prozess, Artikelnummern/Identifizierungsnummern und die Nummer der Kanbankarte selbst enthalten. Heutzutage weisen die meisten Kanbankarten auch einen Strichcode zur Identifizierung mit einem Lesegerät auf.

Es gibt dabei verschieden Arten des Kanban, die in die Unterarten Produktions-Kanban, Transport-Kanban, Einkaufs-Kanban, Laufkarten-Kanban, Lager-Kanban und Sonder-Kanban eingeteilt werden.

Die Namen der Unterarten sind relativ selbsterklärend, der Produktions-Kanban löst zum Beispiel die Produktion  einer notwendigen Ressource aus in der Quelle aus. Das Spiegelbild zum Produktions-Kanban ist der Lager-Kanban der im Lager anzeigt welches Material in den entsprechenden Kanban-Behälter gehört und was die Mindest- und Höchstfüllmenge des Kanban-Behälters ist.

Ein Transport-Kanban triggert den Transport einer Ressource aus der Quelle in die Senke. Ein Einkaufs-Kanban ähnelt einem Produktions-Kanban, da er auch zur Neuversorgung der Senke dient. Allerdings wird in diesem Fall die nachgefragte Ressource  vom Zulieferer erworben. Der Laufkarten-Kanban wandert mit dem Produkt und verfolgt den Fertigungsprozess.

Zu guter Letzt haben Sie mit dem Sonder-Kanban eine Kanban-Kategorie die alle weiteren Eventualitäten einschließt.

Die Anzahl der Kanban-Karten oder Behälter Z, die verwendet werden sollten lässt sich mit einer Formel berechnen. Sie ist gleich dem Tagesverbrauch (TV) multipliziert mit der Lieferzeit (LZ) addiert zur Triggermenge zur Neubeschaffung (TM) und dem Sicherheitspuffer (SP) dividiert durch die Stückzahl pro Behälter (SB):

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Die Kunst des Kanban System einfach erklärt liegt nun darin Sicherheitspuffer, Triggermenge und Lieferzeit zu optimieren ohne Gefahr zu laufen den Produktionsprozess unter Materialknappheit leiden zu lassen. Das Laufband muss unbedingt in Bewegung bleiben oder das Unternehmen macht Verlust.

Die dabei zu jedem Zeitpunkt im Umlauf befindliche Menge einer Ressource M, lässt sich durch die Zahl der Kanbankarten oder Behälter dividiert durch 2 und multipliziert mit der Stückzahl pro Behälter abschätzen: .

Wann lohnt sich Kanban für Sie?

Das Kanban System einfach erklärt, lohnt sich besonders immer dann wenn die Produktion möglichst schlank sein soll und Lagerzeit sowie Lagerplatz limitiert sind. Ihr Betrieb sollte auch eine gewisse Größe haben, ein Ein-Mann Betrieb benötigt kein Kanbansystem.

Außerdem sollte es sich um Produkte aus dem AB-XY Bereich handeln. Das heißt Produkte die einen hohen oder mittleren Anteil des Gesamtwertes des Produktes ausmachen und deren Verbrauch stabil oder nur gering schwankend ist.

C-Produkte die nur einen geringen Preis haben können ohne große Kosten in ausreichender Menge auf Lager gehalten werden. Produkte vom Typ Z die in Sonderfällen benötigt werden und starken Verbrauchschwankungen unterliegen müssen ebenfalls gelagert werden.

Auf keinen Fall sollten sie Kanban verwenden für Prozesse die nur sehr verlustreich auf eine gewisse Produktionsmenge einzustellen sind, wenn zum Beispiel Maschinen verwendet werden die mit einem festen Arbeitstempo Produkte herstellen die auf Halde gelagert werden können. In diesem Fall ist eine Produktion nach erwartbarem Durchschnittsverbrauch vorzuziehen.