Mitarbeiter der Sicherheitsfirma informiert
COMPUTERBILD: Hersteller veränderte den Trojaner so, dass die eigene
Schutz-Software wirkungslos blieb
Der Skandal um den Bundestrojaner zieht immer weitere Kreise.
Nachdem der Chaos Computer Club (CCC) die Schnüffel-Software
zugespielt bekam, liegen COMPUTERBILD jetzt exklusiv brisante
Aussagen vor. Sie lassen eine Verstrickung von
Schutzsoftware-Anbietern in die Affäre vermuten: Ein bekannter
Virenschutz-Hersteller hat beim Ausspähen eines Nutzers geholfen, gab
ein Mitarbeiter des Unternehmens gegenüber COMPUTERBILD zu. Das
berichtet die Fachzeitschrift in Ihrer aktuellen Ausgabe (Heft
23/2011, ab Samstag am Kiosk).
„Eine Strafverfolgungsbehörde hat sich an uns gewendet und unsere
Mitarbeit angefragt. Ein User wurde anhand eines gezielten Angriffs
ausgespäht“, heißt es in der vertraulichen Nachricht des hochrangigen
Mitarbeiters. Dem Hersteller wurde eine Kopie des Bundestrojaners
überlassen. Das Virenschutz-Unternehmen hat den Trojaner dann so
angepasst, dass die eigene Schutz-Software den Verdächtigen nicht
warnte – und so die Bespitzelung ermöglichte.
„Wir haben in diesem Fall kooperiert, aber nur unter der
Bedingung, dass diese Malware nur für diesen einzigen Fall eingesetzt
wird. Sobald dieser Fall abgeschlossen war, haben wir die Signatur
hinzugefügt“, beteuert der Informant. Fakt ist aber, dass der
modifizierte Trojaner zumindest im Ermittlungszeitraum eine Gefahr
für alle Kunden der kooperierenden Anti-Viren-Schmiede war.
Fraglich ist zudem, ob es sich um einen Einzelfall handelt oder ob
weitere Anbieter von Anti-Viren-Software mit staatlichen Ermittlern
zusammenarbeiten. Im Gegensatz zu US-Firmen, die gesetzlich zur
Kooperation mit FBI, NSA und CIA verpflichtet sind, gibt es diesen
Zwang in Deutschland nicht.
COMPUTERBILD hakte bei allen Anbietern von Anti-Viren-Software
nach, ob es solche Anfragen oder Kooperationen gegeben habe. Das
haben alle einhellig verneint. Doch nach den exklusiven
COMPUTERBILD-Informationen sind daran erhebliche Zweifel angebracht.
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