Sammelergebnis für Elektro(nik)-Altgeräte ist
enttäuschend
„Es gibt noch viel Potential zur Gewinnung von Rohstoffen mit
Hilfe des Elektrorecyclings, aber wir müssen unsere Anstrengungen
deutlich intensivieren.“ Das sagt Ullrich Didszun, Vizepräsident des
bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. und
Vorsitzender des Fachverbandes Schrott, E-Schrott und Kfz-Recycling.
Er verweist dabei auf die jüngst vom Bundesumweltamt veröffentlichten
Zahlen aus dem Jahre 2008. Hier wird dokumentiert, dass ca. 694.000
Tonnen an Altelektrogeräten in den Recyclingprozess eingeschleust
wurden. „Das ist ein enttäuschendes Ergebnis und bleibt hinter
unseren Erwartungen zurück“, erklärt bvse-Experte Andreas Habel.
„Wir begrüßen, dass Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle die
Rohstofflücke durch mehr Recycling schließen will. Diese Zielsetzung
der Bundesregierung, die sie in ihrer Rohstoffstrategie festgelegt
hat, muss nun durch konkrete Maßnahmen unterlegt werden. Wir sehen
hier dringenden Handlungsbedarf“, betont bvse-Vizepräsident Ullrich
Didszun.
Die von der EU-Elektronik-Richtlinie WEEE vorgegebene und nicht
sonderlich ambitionierte Zielmarke von 4 kg/Einwohner/Jahr werde zwar
in Deutschland deutlich überschritten, gemessen an den
Sammelmöglichkeiten und den Ansprüchen der Industrienation
Deutschland sei dies jedoch „kein gutes Ergebnis“. Dazu muss man
wissen: Die 2008 in Umlauf gebrachte Menge an neuen Elektrogeräten
belief sich auf 1,8 Millionen Tonnen. Dass gleichzeitig nur 694.000
Tonnen an Altgeräten recycelt wurden, also 38 Prozent gemessen an der
in Verkehr gebrachten Menge von Neugeräten, zeige das noch vorhandene
Potential für das Elektrorecycling deutlich auf, so der bvse.
Es könne nicht sein, beklagt der bvse-Experte Andreas Habel, dass
große Mengen der gebrauchten Elektrogeräte erst gar nicht in die
dafür vorgesehenen und zertifizierten Behandlungsanlagen gelangen:
„Die Kontrolle ist absolut unzureichend, weil sie zu spät ansetzt,
nämlich erst bei den Erstbehandlungsanlagen. Diese Anlagen werden
regelmäßig einer behördlichen Kontrolle unterzogen, was aber vorher,
bei der Sammlung und der nachfolgenden Logistik geschieht, wird zu
oft stiefmütterlich vernachlässigt“.
„Deutschland verfügt über eine starke Infrastruktur an
Entsorgungsunternehmen mit modernen Recyclingtechnologien, doch wir
berauben uns wichtiger Rohstoffe, indem wir die Geräte an einer
heimischen Rückgewinnung vorbeilaufen lassen. Der Geräteschlupf ist
einfach zu groß“, kritisiert Ullrich Didszun, Vizepräsident und
Vorsitzender des Fachverbandes Schrott, E-Schrott und Kfz-Recycling
im Bundesverband Sekundärrohstoff und Entsorgung.
Die mangelnde Kontrolle wird aber spätestens zum umweltpolitischen
Boomerang, wenn die Abgrenzung zwischen Gebrauchtgerät und
Elektro(nik)-Altgerät nicht gelingt, Schadstoffverschleppungen in
Kauf genommen werden und die Geräte in den illegalen Export gelangen.
„Vielfach gehen so verwertbare Altgeräte an den deutschen
Aufbereitungsanlagen vorbei ins Ausland. Hier gehen Deutschland
wertvolle Rohstoffe verloren“, macht Didszun weiter deutlich.
Der bvse hat sich im Rahmen der Novelle der WEEE bewusst dafür
ausgesprochen, dass alle Exporteure nachweisen müssen, dass es sich
bei den betreffenden Exportgütern tatsächlich um gebrauchsfähige
Geräte handelt. Ullrich Didszun: „Der Erfolg stellt sich aber nur
ein, wenn die gut gemeinten Vorgaben auch kontrolliert werden, was
derzeit offensichtlich nur unzureichend geleistet wird.“
Zu viele Altgeräte landen im Restmüll
Um die Sammelmengen zu steigern, sieht der bvse darüber hinaus die
Notwendigkeit weitere Akteure in die Sammelkette einzubinden. Dies
gelte insbesondere für die Steigerung der Erfassung von
Elektronikkleingeräten, die heute meist im Restmüll verschwinden,
statt bei den kommunalen Sammelstellen zu landen. Hier sei noch viel
Aufklärungsarbeit bei den Bürgerinnen und Bürgern zu leisten. Nicht
hingenommen werden könne aber, wenn Kommunen sogar selbst ihre Bürger
auffordern, die Elektrokleingeräte in den Restabfall zu geben. „Das
ist tatsächlich schon vorgekommen und schlicht gesetzeswidrig“,
betont bvse-Vizepräsident Ullrich Didszun.
Einzelhandel verpflichtend einbinden
Diskutiert wird gegenwärtig auch zukünftig gebrauchte
Elektrogeräte mit der Wertstofftonne zu sammeln, die neu eingeführt
werden soll. Das ist für den bvse jedoch keine Lösung. Andreas Habel
weist in diesem Zusammenhang auf das hohe Schadstoffpotenzial der
Geräte hin. Der bvse schlägt daher vor, dass man den Einzelhandel
verpflichtend in die Rücknahme einbinden sollte, wie es auch ein
Vorschlag im Rahmen der Diskussionen um die Neufassung der
EU-Elektronik-Richtlinie WEEE vorsieht. Erfahrungen aus dem Bereich
des Batterierecyclings zeigen, dass dies zur Mengensteigerung
beitragen kann. Des Weiteren bietet es sich an auch die vielen
regionalen Entsorgungsbetriebe, im Sinne einer bürgernahen
Erfassungsstruktur, in das Sammelsystem einzubinden. Auch hier liege
noch sehr viel Potenzial brach, so der bvse.
Pressekontakt:
Pressesprecher: Jörg Lacher
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