Wenn SPD und Union ab Sonntag Sondierungsgespräche
für eine künftige Bundesregierung führen, wird es auch um einen Umbau
des Gesundheitssystems gehen. Die Freie Ärzteschaft (FÄ) warnt vor
tiefen Einschnitten in der ambulanten Medizin durch eine sogenannte
Bürgerversicherung. „Damit würden Tausende Arbeitsplätze vor allem
von Medizinischen Fachangestellten in Arztpraxen, Medizinischen
Versorgungszentren (MVZ) und Klinikambulanzen gefährdet“, sagte
FÄ-Vorsitzender Wieland Dietrich am Donnerstag in Essen. Diese
Arbeitskräfte – meistens Frauen – seien aber enorm wichtig, um
Umfang, Qualität und Organisation der medizinischen Behandlung
aufrechtzuerhalten.
Mit der Bürgerversicherung will die SPD die Private
Krankenversicherung (PKV) langfristig abschaffen. Sollten die
PKV-Einnahmen der Ärzte und anderer medizinischer Berufe nicht durch
höhere Honorare aus der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV)
gänzlich kompensiert werden, ist Schätzungen zufolge bis zu jeder
dritte Arbeitsplatz in der ambulanten Medizin gefährdet. Dies beträfe
Privatpraxen und -ambulanzen, aber auch viele Vertragsarztpraxen und
MVZ. Dietrich macht klar, was das bedeutet: „Bei derzeit rund 430.000
beschäftigten Medizinischen Fachangestellten droht mehr als 100.000
von ihnen der Verlust des Arbeitsplatzes. Hinzu kommen rund 65.000
Zahnmedizinische Fachangestellte und schätzungsweise 15.000
Bürofachkräfte und andere Angestellte aus nichtmedizinischen Berufen,
die um ihren Job bangen müssten.“
Wenn all diese Arbeitskräfte nicht mehr zu Verfügung ständen, sei
mit einer massiven qualitativen und quantitativen Verschlechterung in
der ambulanten Medizin zu rechnen, so der FÄ-Chef. Wartezeiten auf
Arzttermine würden sich erheblich verlängern, besonders bei
Arztgruppen, die stark von Privateinnahmen abhängig sind, wie etwa
Frauenheilkunde, Radiologie, Augenheilkunde, Orthopädie,
Dermatologie, Innere Medizin und Hals-Nase-Ohren-Heilkunde. „Dabei
steigt der Bedarf an medizinischer Behandlung nachweislich, weil es
immer mehr ältere Menschen gibt“, erläutert Dietrich.
Auch die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte kürzlich davor
gewarnt, dass die Bürgerversicherung allein in der PKV mindestens ein
Drittel der rund 70.000 Arbeitsplätze vernichten würde. „Solange die
Frage nach Sicherheit und Perspektiven für die Arbeitsplätze der
betroffenen Beschäftigten nicht positiv beantwortet ist, darf dieser
Weg nicht eingeschlagen werden“, hatte das „Handelsblatt“ einen
Rundbrief der Gewerkschaft zitiert. FÄ-Chef Dietrich betont: „Die
Bürgerversicherung wäre eine Jobvernichtungsmaschine, besonders in
der ambulanten Medizin. Bereits 1998 nach Verschärfung der
Budgetierung gab es einen derartigen Effekt. Es ist dringend geboten,
Politik und Bürger darauf hinzuweisen, denn das kann nicht im Sinne
der Patienten sein.“
Über die Freie Ärzteschaft e.V.
Die Freie Ärzteschaft e. V. (FÄ) ist ein Verband, der den
Arztberuf als freien Beruf vertritt. Er wurde 2004 gegründet und
zählt heute mehr als 2.000 Mitglieder: vorwiegend niedergelassene
Haus- und Fachärzte sowie verschiedene Ärztenetze. Vorsitzender des
Bundesverbandes ist Wieland Dietrich, Dermatologe in Essen. Ziel der
FÄ ist eine unabhängige Medizin, bei der Patient und Arzt im
Mittelpunkt stehen und die ärztliche Schweigepflicht gewahrt bleibt.
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