Britischer Verband, der 50.000 Buchautoren vertritt, schließt sich zusammen mit dem kanadischen, norwegischen und schwedischen Schriftstellerverband der Klage wegen Verletzung literarischer Urheberrechter gegen den HathiTrust und fünf US-Universitäten an

J.R. Salamanca, Autor eines „verwaisten“ Buches, schliesst
sich auch der Klage an. Autoren wollen unbefugte Digitalisate von 7
Millionen urheberrechtlich geschützten Büchern beschlagnahmen – ein
Kongressverfahren ist anhängig

Die britischen Authors– Licensing and Collecting Society, die
norwegische Sachbuch-Autoren- und -übersetzter-Vereinigung, der
schwedische Schriftstellerverband, die Writers– Union of Canada,
Professor Helge Ronning von der Universität Oslo, der schwedische
Romanautor Erik Grundstrom und der amerikanische Romanautor J. R.
Salamanca gehören zu den neuen Klägern in einem geänderten Klage, die
heute in dem Verfahren Authors Guild v. HathiTrust eingereicht wurde.

Die beklagten Universitäten haben Scans von ca. 7 Million
urheberrechtlich geschützten Büchern, für die Autoren in aller Welt
Rechte besitzen, in einem als HathiTrust bezeichneten Online-Archiv
zusammengebracht. Im Juni sagte die University of Michigan, die den
HathiTrust überwacht, sie werde ihren Studenten das unbegrenzte
Herunterladen von „verwaisten“ Büchern (Bücher, deren Rechteinhaber
nach sorgfältiger Suche nicht gefunden werden können) erlauben. Die
schuf Vorgehensweisen — darunter ein Protokoll zur Fahndung nach
Autoren und zur Veröffentlichung von Namen von „Waisenwerkkandidaten“
auf der HathiTrust-Website -, um zu entscheiden, ob ein Werk als
„verwaist“ eingestuft werden soll. Andere Universitäten schlossen
sich dem Projekt im August an.

Innerhalb von Tagen nach Einreichen der Klage am 12. September
konnte die Authors Guild und andere Spuren von Dutzenden Autoren und
Hinterlassenschaften, die Rechte zu den ersten 167 „Waisenkandidaten“
des HathiTrust besitzen, auffinden. Vier lebende Autoren befanden
sich auf der Liste des HathiTrust. Auch auf der Liste waren
literarischen Nachlässe, darunter zwei Pulitzer Prize-Gewinner, der
Philosoph Sidney Hook und Andre Missenard, der im August dieses
Jahres in Paris verstarb. Zumindest drei dieser Werke sind immer noch
lieferbar. Einfache Google-Suchen ergaben die meisten Spuren in
Minuten, darunter eine Spur zum Autor von „The Lost Country“ von J.
R. Salamanca. Die University of Michigan hatte geplant, am 8.
November unbegrenzte E-Buch-Downloads des Buchs on J. R. Salamanca
den schätzungsweise 250.000 Studenten der Universität zur Verfügung
zu stellen.

„Wie kommt es, dass sie Jack Salamanca nicht finden konnten?“
fragte sein Literaturagent John White. „Er ist ein Bestseller
schreibender Romanautor, er lebt seit Jahrzehnten im Vorstadtbereich
von Maryland … und er hat einen E-Buch-Vertrag zu –Lilith– vor vier
Wochen unterschrieben. Es übersteigt doch Verstand und Vernunft.“

Die University of Michigan gab am 16. September bekannt, sie habe
ihr „Waisenwerke“-Programm vorübergehend eingestellt, aber nicht
beendet. Auf den Online-Server der Universität sind schätzungsweise 7
Millionen digitalisierte, urheberrechtlich geschützte Bücher
verfügbar, von denen Millionen Annahmen zufolge immer noch lieferbar
sind. Auch gibt es von vielen bereits E-Buch-Versionen.

„Man nimmt sich nicht einfach das Eigentum eines anderen“, sagte
Mats Soderlund, Vorsitzender des schwedischen Schriftstellerverbands.
„Wenn die Universitäten ein digitales Buch wollen, sollten sie dafür
bezahlen. Wenn es zurzeit noch nicht digital erhältlich ist, so wird
es dies wahrscheinlich bald werden. Alles geht sehr schnell heute.“

„Wir haben es mit bedeutenden, finanzstarken US-amerikanischen
Forschungsinstituten zu tun, die grossartige Dinge tuen können“, so
Greg Hollingshead, Vorsitzender von The Writers– Union of Canada.
„Sie hätten die meisten dieser Autoren finden können, wenn es ihnen
wichtig gewesen wäre, aber es hat den Anschein, dass es ihnen nicht
wichtig war. Sie wollten nur kostenlose E-Bücher herausgeben. Sie
nehmen literarische Urheberrechte nicht ernst, warum sollten wir also
ihren Sicherheitsmassnahmen vertrauen? Wenn Hacker Zugriff auf das
Archiv bekommen und die digitalen Versionen von 40.000 kanadischen
Büchern herausgegeben werden, wie sollen dann jemals ein kanadischer
Autor wieder nennenswerte Einkünfte aus diesen Werken beziehen?“

„Ich bin seit Jahrzehnten in diesem Geschäft, aber das gehört zu
dem Verrücktesten, was ich je gesehen habe“, so Trond Andreassen,
Präsident der Sachbuch-Autoren- und -übersetzter-Vereinigung. „Diese
amerikanischen Universitäten entscheiden, mit der Hilfe von Google
Tausende von in Norwegen veröffentlichten Büchern zu digitalisieren
und auf ihre Server zu setzen. Warum haben sie nicht gefragt? Wir
können die Autoren ausfindig machen, aber diese Autoren besitzen
Rechte und in manchen Fälle könnte die Antwort nein lauten“.

Die Authors– Licensing and Collecting Society mit Sitz in London
vergibt seit über 30 Jahren Lizenzen für die Verwendung von Werken
ihrer Mitgliedsautoren für andere Zwecke. „Wir vertreten über 50.000
Buchautoren“, so der CEO Owen Atkinson. „Im Auftrag unserer
Mitglieder erhandeln wir Vereinbarungen, die den rechtmässigen Zugang
zu Hunderttausenden von Büchern, darunter mindestens ca. 35.000
Büchern, die auf den Servern des HathiTrust erscheinen. Wir sind sehr
beunruhigt darüber, dass unsere Mitglieder der Digitalisierung weder
zugestimmt haben noch darüber mitentscheiden konnten, wie diese Werke
in Zukunft verwendet werden könnten.“

Auch wenn viele US-amerikanische Universitäten, darunter Harvard,
Princeton, und Stanford, beim Bücherei-Digitalisierungsprogramm von
Google mitgemacht haben, erlauben die meisten Universitäten Google
nur das Einscannen von Büchern, die dem öffentlichen Bereich
angehören. Nur einige wenige, im wesentlich die Beklagten
Universitäten Michigan und California, haben es Google erlaubt,
Bücher zu scannen, die urheberrechtlich geschützt sind. Als
staatliche Institutionen werden beide Universitäten von der 11.
geänderten Fassung der Staatsimmunität davor geschützt, Entschädigung
für Urheberechtsverletzungen bezahlen zu müssen.

„Universitäten sind wichtige Kulturbastionen, die wir alle
wertschätzen“, so Scott Turow, Präsident der Authors Guild . „Aber
sie müssen diese Rolle mit Bedacht spielen. In diesem Fall nutzen die
beklagten Universitäten ihre Immunität hinischtlich
Schadensersatzzahlungen, um wie Piraten zu handeln und nicht als die
Hüter unseres literarischen Erbes. Das massive, nicht genehmigte
Digitalisierungsprojekt, bei dem sie mitgemacht haben, bringt jetzt
die literarischen Urheberrechte von Millionen von Autoren aus aller
Welt in Gefahr. Viele dieser Autoren haben ein Grossteil ihrer
Laufbahn darauf verwendet, Werke mit der Hoffnung zu schaffen, dass
diese für Kultur oder Bildung von Bedeutung sein werden.
Universitäten sollten sich an vorderster Front dafür einsetzen, dass
die Rechte und die Lebensgrundlage von Autoren gesichert werden,
damit die Universitätsbibliotheken auch weiterhin viele neue Bücher
finden können, die es Wert sind, gesammelt zu werden.“

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