Begeisterung für ein Geschäft hört sich anders
an und sieht anders aus. Auf der Halbjahres-Pressekonferenz der
Eurohypo kündigt der für das Staatsfinanzierungsgeschäft (Public
Finance) zuständige Vorstand Ralf Woitschig an, für die Zukunft
dieses Bereichs „alle Optionen zu prüfen“ – also auch die Aufgabe.
Ein aktives Neugeschäft betreibt die Commerzbank-Tochter in diesem
Bereich schon länger nicht mehr – im Vorjahr waren es gerade 119
Mill. Euro, im ersten Halbjahr 2010 nur 40 Mill. Euro. Tatsächlich
ist es erklärtes Ziel der Bank, das Portfolio auf unter 100 Mrd. Euro
abzubauen – zu Hochzeiten 2008 waren es 154 Mrd. Euro.
Ob das reichen wird, um die Eurohypo für den bis Ende 2014
vorgeschriebenen Verkauf aufzuhübschen, darf allerdings bezweifelt
werden. Zum einen ist das Geschäft angesichts unsicherer Märkte und
drohender strengerer Eigenkapitalvorschriften unattraktiv – daran
dürfte sich auf absehbare Zeit kaum etwas ändern.
Zum anderen ist aber auch ein Public-Finance-Portfolio von unter
100 Mrd. Euro im Vergleich zu einem angestrebten
Immobilienfinanzierungsportfolio von 60 Mrd. Euro immer noch sehr
groß. Interessant ist die Eurohypo aber nur als
Immobilienfinanzierer. Da kommt sie mit der Neustrukturierung gut
voran. 20 kleinvolumige, aber verwaltungsaufwendige und damit teure
Märkte werden aufgegeben, 10 große Märkte bleiben übrig.
Zwar sind auch diese neuen Kernmärkte noch nicht im grünen
Bereich. Belastend wirkten in erster Linie Einzelwertberichtigungen
auf Immobilienengagements in den USA und in Spanien. Ohne die USA
hätte auch der Geschäftsbereich Immobilien Ausland (neben Inland) im
zweiten Halbjahr 2010 schwarze Zahlen geschrieben.
2011 bestehen gute Chancen, dass sich die US-Märkte so weit
erholen, dass die hohe Risikovorsorge deutlich reduziert und dort
wieder Gewinn gemacht werden kann. Beim Sorgenkind Spanien könnte
dies etwas länger dauern.
Die Eurohypo will 2011 wieder in die Gewinnzone zurückkehren.
Absolut dominierender Ertragsbringer wird das Immobiliengeschäft
sein. Es wird damit zur „Verkaufsstory“ der Eurohypo. Das
Public-Finance-Geschäft belastet da nur. Aus dieser Sicht ist die
komplette Abwicklung oder Abtrennung des Staatsfinanzierungsgeschäfts
für die Eurohypo eine sinnvolle Strategie.
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069–2732-0
www.boersen-zeitung.de