Es war zuletzt relativ still geworden auf dem
Markt für Mergers & Acquisitions in der Energiewirtschaft. Allein
2009 ist das Volumen der Fusionen und Übernahmen in der Branche um
fast die Hälfte eingebrochen – wohlgemerkt in einem Sektor, der
zumindest in Europa noch vor wenigen Jahren einem wahren Kaufrausch
verfallen war. Heute gibt es nur noch vereinzelt milliardenschwere
Transaktionen – wie etwa den Verkauf der niederländischen Versorger
Essent an RWE und Nuon an Vattenfall. Konsolidierung ist angesagt.
Die Übernahme von International Power durch GDF Suez wird daran
nichts ändern. Die kluge Transaktion zeigt aber, wie wichtig es
gerade in der vor gewaltigen Umbrüchen stehenden Energiewirtschaft
ist, sich gezielt zu verstärken. GDF Suez hat mit dem Zukauf ihre
Position in Wachstumsmärkten gestärkt und gezielt in die
Stromerzeugung investiert. Mit den zahlreichen Kraftwerken, die sich
in der Planungspipeline befinden, wurde auch schon eine Basis für die
Zukunft geschaffen. Der französische Konzern ist jetzt das
umsatzstärkste Energieunternehmen der Welt und der zweitgrößte
Stromproduzent. Während die führenden deutschen Energieunternehmen
mit internen Umbauten beschäftigt sind und auf die neuen
Rahmenbedingungen für ihr Geschäft aus Berlin warten, während die
spanischen Konkurrenten noch gegen die heftigen Folgen der
Wirtschaftskrise in ihrem Land kämpfen und die Italiener sich eher
auf die Wiedereinführung der Atomenergie als auf eine weitere
internationale Expansion fokussieren, baut GDF Suez das Geschäft
weiter aus. Rückgrat dabei ist ein stabiler und wenig umkämpfter
Heimatmarkt sowie mit dem Staat ein solventer Großaktionär.
Diese französische Energie wird sich in absehbarer Zeit auch in
Deutschland bemerkbar machen. Durch den Tausch von
Erzeugungskapazitäten mit Eon hat GDF Suez schon im vergangenen Jahr
einen Fuß in die Tür bekommen und positioniert sich im hiesigen Markt
unter anderem bereits als Partner von Stadtwerken. Weitere Kraftwerke
sind im Bau. Und erst im Juli hat der Konzern seinen Strom- und
Gasvertrieb in Deutschland noch einmal gebündelt, um noch
schlagkräftiger zu werden.
Die deutschen Wettbewerber müssen aufpassen, dass sie in der
jetzigen Konsolidierungsphase nicht zu viel Boden verlieren.
(Börsen-Zeitung, 11.8.2010)
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