Die Gebetsmühle zum Thema
Landesbankenkonsolidierung wird einmal mehr gedreht. War es zu
Wochenbeginn der Sparkassenpräsident aus Westfalen-Lippe, der die
Zeit zur Konsolidierung der acht selbständigen Landesbanken nun ein
für alle Mal für gekommen hält, springt ihm nun auch WestLB-Chef
Dietrich Voigtländer zur Seite. Das „Window of Opportunity“ sei jetzt
gegeben, proklamiert der Vorstandschef ganz kühn.
Die Duplizität der Ereignisse ist kein Zufall, sitzen beide doch
im gleichen Boot, wenn auch in unterschiedlichen Funktionen. Gemein
ist ihnen die Sorge, dass die EU doch noch den Stecker bei der WestLB
ziehen könnte, sollte der Eigentümerwechsel nicht wie oktroyiert bis
Ende 2011 vollzogen werden. Zwar kann die Auflage auch im Wege des
diskriminierungsfreien Verkaufs an einen Dritten erfüllt werden,
angesichts der herrschenden Marktverhältnisse dürften hierbei aber
kaum befriedigende Preise zu erzielen sein.
Das weiß auch Voigtländer, der seit Monaten am Verkauf der
Westdeutschen Immobilienbank arbeitet. Zwar liegen der WestLB seit
Ablauf der Bieterfrist Ende Juli drei verbindliche Angebote vor,
keines scheint jedoch mit der eigenen Wertschätzung für die
Immobilientochter übereinzupassen.
Vor diesem Hintergrund ist es allerdings wenig hilfreich, den
Verkaufsprozess schon einmal im vorauseilenden Gehorsam medienwirksam
abzublasen. Denn auch in Brüssel werden deutschsprachige Zeitungen
gelesen. Zwar rühmt sich der Vorstand, mit den Wettbewerbshütern der
EU in beständigem Dialog zu stehen, auf eine Machtprobe wollen es die
Düsseldorfer aber aus gutem Grund nicht ankommen lassen. Nicht
zuletzt, weil in dem seit Dezember 2009 anhängigen Beihilfeverfahren
die Entscheidung noch aussteht. Sollte dieses Verfahren weitere
Auflagen nach sich ziehen, gäbe es für die WestLB vermutlich vor der
Abwicklung kein Entrinnen mehr.
Dass das Thema Landesbankenkonsolidierung gerade jetzt wieder
auflebt, liegt aber auch daran, dass der für den Verkaufsprozess
angeheuerte Friedrich Merz in Kürze eine erste Einschätzung zu den
Optionen Fusion unter den Landesbanken und Verkauf abgeben will. Da
empfiehlt sich das Drehen der Gebetsmühle, sollen damit doch
körperliche Aktivität (Handeln) und geistig-spirituelle Inhalte
(Wunschdenken) miteinander verknüpft werden.
(Börsen-Zeitung, 13.8.2010)
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