Es hatte ganz danach ausgesehen, als würde die
Deutsche Telekom ihr US-Mobilfunkgeschäft los, bevor sie Milliarden
in den Netzausbau in den Vereinigten Staaten investieren muss. Aus
der Traum. Das Justizministerium sieht den Wettbewerb auf dem
Mobilfunkmarkt in Gefahr und hat Klage gegen den 39 Mrd. Dollar
schweren Verkauf des einstigen Wachstumsmotors der Bonner
Telefongesellschaft an AT&T eingereicht. Käme die Transaktion
zustande, hätten zwei Anbieter – AT&T und Verizon Wireless – rund
vier Fünftel des Mobilfunkmarkts in den Vereinigten Staaten unter
ihrer Kontrolle, so die Befürchtung. Noch kann die Transaktion
durchgehen, allerdings darf mit schmerzhaften Auflagen der
Wettbewerbshüter gerechnet werden.
Für den Fall, dass alle Stricke reißen, muss AT&T der Telekom eine
rekordhohe Ausfallprämie von 3 Mrd. Dollar zahlen. Hinzu kommen
Zusagen für Spektrum, Ressourcen und Roaming, die mehr als 3 Mrd.
Dollar wert sein sollen. Das klingt gut. Ob sich die Kosten für
Aufbau und Betrieb eines Hochgeschwindigkeitsnetzes, das den
Ansprüchen der vom mobilen Internet begeisterten Kundschaft in
Zukunft gerecht wird, damit decken lassen, ist allerdings fraglich.
Das Wachstum der mobil übertragenen Datenmengen ist imposant. Größere
Zahlungsbereitschaft ist damit eher nicht verbunden.
Die Telekom wusste schon, warum sie das teuer eingekaufte
US-Geschäft loswerden wollte. Aus eigener Kraft schafft es T-Mobile
USA nicht unter die Top3 auf dem dortigen Mobilfunkmarkt. Die
schwache US-Konjunktur zeigt keine Anzeichen einer Erholung, was die
Verbraucher nicht zu höheren Ausgaben für Handy oder mobiles
Breitband animieren dürfte.
Dass sich Technologien wie der Mobilfunk und das Internet in den
USA überhaupt durchsetzen konnten, ist den Wettbewerbshütern zu
verdanken. Sie zerschlugen „Ma Bell“, den Ex-Monopolisten AT&T, und
ermöglichten damit dem einflussreichen US-Senator Herb Kohl zufolge
eine „Innovationsexplosion“. Ende 1983 wurde der Moloch in sieben
regionale Gesellschaften, in die sogenannten Baby Bells, zerlegt.
Eine von ihnen übernahm 2005 ihre ehemalige Konzernmutter und
firmiert seitdem unter dem gut eingeführten Namen AT&T.
Nun rächt sich die Strategie von T-Mobile USA, den etablierten
Konzernen als preisgünstiger Herausforderer gegenüberzutreten.
Zumindest im US-Justizministerium möchte man nicht darauf verzichten,
dass jemand diese Rolle wahrnimmt. Vier starke Anbieter sind besser
als zwei.
(Börsen-Zeitung, 1.9.2011)
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