Biometrie: Experte warnt vor allzu optimistischen Wachstumshoffnungen (mit Bild)

Biometrie: Experte warnt vor allzu optimistischen Wachstumshoffnungen (mit Bild)

Biometrische Systeme werden weltweit verstärkt zur Grenz-,
Zutritts- und Zugangskontrolle eingesetzt. Seit Jahren wird der Boom
dieser Technologie angekündigt. Die Abteilung „Identifikation und
Biometrie“ des Fraunhofer IGD, der weltweit führenden Einrichtung für
angewandtes Visual Computing, beobachtet die Marktentwicklung und
warnt vor zu hohen Erwartungen.

Der Biometrie-Markt in Europa, Nahost und Afrika legt seit 2004
ständig zu. Nach einer Prognose der Unternehmensberatung „Frost &
Sullivan“ steigt das Umsatzvolumen für Biometrie weltweit von 216,1
Millionen in 2008 auf 1,058 Milliarden Euro in 2015. Das entspricht
einem durchschnittlichen Jahreswachstum von 25,5 Prozent. Nach
Ansicht Alexander Nouaks, Biometrieexperte und Leiter „Identifikation
und Biometrie“ am Fraunhofer IGD, sind solche optimistischen
Wachstumsvorhersagen von mehreren Faktoren abhängig. „Ein
Biometrie-Boom ist keinesfalls sicher“, sagt Nouak heute.
„Entscheidend wird sein, die Rahmenbedingungen hierfür in den
kommenden Jahren zu verbessern.“

Nach Nouak gibt es eine ganze Reihe nicht ausgereifter
Biometrie-Produkte auf dem Markt. Einheitliche Standards für
Qualität, Datenschutz und Sicherheit fehlen noch weitestgehend.
Behörden, Wirtschaft und Privatpersonen verlieren sich leicht in der
Vielzahl unterschiedlicher Verfahren und Systeme. „Erst wenn der
überwiegende Teil der Finger-, Gesichts- und Irisscanner verlässliche
alltagsfähige Produkte sind, ist der Massenmarkt zu erreichen“,
erklärt Nouak. „Für die Kunden muss auch eine wirkliche Alternative
zwischen qualitativ hochwertigen Angeboten bestehen.“

Einheitliche Technologie-Standards, die die Kombination der
Produkte unterschiedlicher Hersteller ermöglichen, sieht Nouak
ebenfalls als eine wichtige Voraussetzung. „Wenn beispielsweise ein
Unternehmen Fingerscanner für die Zutrittskontrolle zu Büroräumen
nutzt, dann müssen diese noch alle vom selben Hersteller sein“, sagt
Nouak. „Ein Umstand, der noch sehr unbefriedigend ist und durch
einheitliche Standards behoben werden könnte. Biometrie sollte so
kompatibel sein, wie unterschiedliche Telefone in einer
Telefonanlage.“

Die Voraussetzungen für eine positive Entwicklung des
Biometrie-Marktes sind auch Thema auf der BIOSIG 2010 am 9. und 10.
September 2010 in Darmstadt.

Weitere Informationen: www.igd.fraunhofer.de/idb/

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