„Die wirtschaftliche Stimmung ist in diesem Sommer
2015 in Deutschland so gut wie lange nicht. Die unternehmensnahen
Dienstleister machen da keine Ausnahme. Doch trotz allem Optimismus
investieren die Unternehmen nicht, zumindest nicht in Deutschland,
wie unsere jüngste Unternehmerumfrage im Dienstleistungsbereich
zeigt. Stattdessen wächst der in den vergangenen Jahren rapide
angestiegene Investitionsstau hierzulande weiter an. Dies untergräbt
das Fundament für Wachstum und Arbeitsplätze von morgen!“ Dies
erklärt Anton F. Börner, Präsident des Bundesverbandes Großhandel,
Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) heute in Berlin anlässlich der
Vorstellung seiner Dienstleistungs-Umfrage, die der BGA im Sommer
unter 3.000 Unternehmen durchgeführt hat.
Unternehmensnahe Dienstleister erbringen ihre Leistungen für
Geschäftskunden. Sie sind schon heute einer der größten Arbeitgeber
im Lande und erwirtschaften über 80 Prozent des Umsatzes im gesamten
Dienstleistungs¬sektor. Für den Erfolg der Deutschland AG sind
Informationstechnologien, Finanzdienstleistungen, Gebäudemanagement,
Logistik, Services sowie Marketing und Medien von besonderer
Bedeutung. Die Unternehmen sind Barometer der Stimmung in der
deutschen Wirtschaft. Sie decken das gesamte Spektrum ab und sind
Ausdruck einer ausdifferenzierten, arbeitsteiligen Wirtschaft.
Dienstleistungsklima: Stimmungslage gut, aber Zukunftsvorsorge
mangelhaft
Der Dienstleistungsindikator ist mit einem Wert von 133,8 im
Vergleich zum Vorjahreswert fast unverändert geblieben. Die aktuelle
Geschäftslage bewerten die Unternehmen mit fast 130 Punkten. Dies ist
nur ein Punkt weniger als noch vor einem Jahr. Die
Geschäftserwartungen liegen bei fast 138 Punkten – und sind damit um
fast einen Punkt angestiegen.
Der BGA erwartet in diesem Umfeld, dass die unternehmensnahen
Dienstleister 2015 um 2 Prozent auf 851 Milliarden Euro wachsen und
die Umsätze im kommenden Jahr um weitere 2 Prozent auf dann 868
Milliarden Euro ansteigen werden.
Waren die unternehmensnahen Dienstleister bereits 2014 mit 7,6
Millionen Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber der deutschen
Volkswirtschaft, so zeichnet sich in diesem Jahr ein weiterer
Beschäftigungsaufbau um rund 75.000 Arbeitsplätze ab. Der BGA geht
bei anhaltend guter Konjunktur davon aus, dass die Zahl der
Beschäftigten im kommenden Jahr noch einmal um gut 1 Prozent auf fast
7,8 Millionen weiter zunimmt.
Dank derzeitiger Sonderfaktoren – einem Mix aus günstigem
Euro-Wechselkurs, niedrigen Zinsen, gesunkenen Rohstoffpreisen und
stabilem Arbeitsmarkt – rechnet der BGA im laufenden Jahr mit einem
Wirtschaftswachstum von 1½ Prozent.
„Die aktuelle Situation ist sicher besser, als angesichts der
zahlreichen weltweiten Krisen und Konflikte befürchtet, doch diese
hinterlassen bei genauem Hinsehen deutliche Spuren. So sehen die
Dienstleister in wachsenden diffusen Unsicherheiten im Markt,
insbesondere auch in der ungelösten Eurozonenkrise und in den
zunehmenden Zentrifugalkräften in Europa, die Hauptursache für die
vorherrschende Investitionsschwäche“, so Börner.
Investitionen unter Möglichkeiten
Dies erkläre die mangelnde Investitionsbereitschaft aber nur zum
Teil und kritisiert: „Zwar vermittelt die Politik das Gefühl, dass
sie nicht viel falsch macht. Aber sie geht eben auch nicht voran. Sie
tut nichts, um den Teufelskreis zu durchbrechen und mit
investitionsfördernden Maßnahmen die Investitionspause zu beseitigen
und ein Aufbruchssignal zu setzen.“
Das Geld dafür sei da, es werde aber falsch ausgegeben. So nehme
alleine der Bund bis einschließlich 2017 rund 40 Milliarden Euro mehr
an Steuern ein als 2013. Weitere Mittel könnten durch Umschichtungen
gewonnen werden, ohne die Haushaltskonsolidierung aufzugeben.
An allen Ecken und Enden bröckle die Infrastruktur, egal ob marode
Straßen, Brücken oder Schleusen, Schulen und weitere öffentliche
Gebäude. Die Unternehmen kämpften mit zu hohen Energiekosten. All
dies zuzüglich steigender Bürokratiekosten motiviere nicht gerade zu
investieren, sondern vielmehr abzuwarten, die bestehenden Kapazitäten
in Deutschland auszuschöpfen und gegebenenfalls dort zu investieren,
wo die Kunden und Märkte sind.
„Deutschland hat seit Jahren eine rasant immer größer werdende
Investitionslücke, trotz des leichten Anstiegs im Vorjahr 2014. Wir
brauchen dringend eine kräftige Belebung der Investitionen,
öffentlicher wie privater. Dabei kann und muss die Politik
voranschreiten. Hier gibt es allerdings kein Erkenntnis – sondern
ein massives Umsetzungsproblem. So ist mehr Mut zu Umschichtungen in
den öffentlichen Haushalten – weg vom Konsum hin zu höheren
Investitionen – unabdingbar. Das in Aussicht gestellte
Investitionspaket von 2016 bis 2018 kann angesichts der Dimension des
Problems nur ein erster Schritt sein“, so Börner abschließend.
29, Berlin, 4. September 2015
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