BERLINER MORGENPOST: Kommentar BERLINER MORGENPOST: Banken haben Probleme mit Verbraucherfreundlichkeit Von Karsten Seibel

Überraschen können die Ergebnisse der Stiftung
Warentest niemanden mehr. Dass es Probleme mit den zu Jahresbeginn
eingeführten Beratungsprotokollen gibt, ist lange bekannt. Schon kurz
nach in Kraft treten des entsprechenden Gesetzes wurde kritisiert,
dass die Banken nicht jedes Gespräch, bei dem sie sich mit einem
Kunden über Wertpapiere unterhalten, auch gleich protokollieren. Die
Kreditinstitute bewegen sich mit ihrer Scheu vor allzu großem
bürokratischem Aufwand vielfach sogar auf Linie des Gesetzes. Denn
eine Anlageberatung mit Protokollpflicht liegt genau genommen erst
dann vor, wenn über einzelne Produkte gesprochen wird. Wann dies
genau der Fall ist, sehen Berater und Kunde offenkundig immer wieder
anders. Eine Klarstellung durch die Finanzaufsicht BaFin, die keinen
Interpretationsspielraum mehr zulässt, ist überfällig. Das eigentlich
Empörende an dem Testergebnis ist allerdings, dass die Finanzbranche
es überhaupt noch zulässt. Sie muss nach den Ereignissen der
vergangenen Jahre doch eigentlich ein riesiges Interesse an
positiven, vertrauensbildenden Schlagzeilen haben. Doch statt Gesetze
auch einmal überzuerfüllen, statt selbst mit Initiativen in Sachen
Beratungsqualität nach vorne zu kommen, wird lieber weiter lamentiert
und blockiert. Das aber führt letztlich nur zu Eigentoren: Denn ohne
die Mängel beim Beratungsprotokoll hätten die Institute bei dem Test
immerhin besser abgeschnitten als im Vorjahr Jahr – wenn auch noch
nicht zufriedenstellend.

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