Berliner Mittelstand ist optimistisch

Dies ist das zentrale Ergebnis einer umfassenden Untersuchung zur Berliner Wirtschaft, die Creditreform Berlin und die Investitionsbank Berlin (IBB) unter kleinen und mittleren Unternehmen aus der Bundeshauptstadt durchgeführt haben. Danach bewertete wie schon im Vorjahr gut die Hälfte der befragten Unternehmen (57,2 %; Vorjahr: 57,9 %) die Geschäftslage mit „sehr gut“ bzw. „gut“. Von einer schlechten Geschäftslage berichteten 6,2 % der Befragten. Das ist ein etwas höherer Wert als vor einem Jahr (3,8 %). Insgesamt wurde die Geschäftslage von Berlins Unternehmen positiver beurteilt als im Bundesdurchschnitt, wo 50,4 % der Unternehmen ein „sehr gut bzw. „gut“ gaben.

Die Indikatoren für Umsätze und Beschäftigung haben sich weiter positiv entwickelt. In der Mehrzahl meldeten die befragten Unternehmen einen Anstieg der Einnahmen gegenüber dem Vorjahr (55,4 %). Überdurchschnittlich stark sind die Steigerungen in den Branchen des Dienstleistungssektors. Jedes sechste Unternehmen (17,0 %) musste allerdings Umsatzeinbußen hinnehmen.

Kleine und mittlere Unternehmen sind für einen Gutteil des Beschäftigungsanstiegs in Berlin mitverantwortlich. So hat jedes dritte Unternehmen (36,6 %) mehr Personal als vor Jahresfrist. 11,3 % der Befragten verringerten die Mitarbeiterzahl. Jochen Wolfram, Geschäftsführer von Creditreform Berlin, betonte hierzu: „Der Berliner Mittelstand ist weiter auf Expansionskurs. Vor allem unter jungen Unternehmen, sogenannten Startups, war die Personalnachfrage sehr hoch. Üblicherweise befinden sie sich noch in der Wachstumsphase und haben einen entsprechend überdurchschnittlichen Bedarf. Etwa zwei Drittel dieser Firmen (67,2 %) haben zuletzt Neueinstellungen vorgenommen“.

Die Wachstumskräfte der hiesigen Unternehmen für das laufende Jahr sind trotz der unsicheren Konjunkturlage in weiten Teilen Europas intakt. Die Berliner Wirtschaft zeigt sich weiterhin optimistisch: 42,4 % der Befragten rechnen damit, Umsatzsteigerungen erzielen zu können. Das sind kaum weniger als im Vorjahr (44,1 %). Eher pessimistisch beurteilten lediglich 10,9 % der Befragten (Vorjahr: 11,3 %) ihre Umsatzaussichten. Auch im bundesweiten Vergleich zählt der Berliner Mittelstand in der Beurteilung der weiteren Konjunkturentwicklung zu den Optimisten. So liegt der Anteil der Unternehmen, die Umsatzsteigerungen erwarten, deutschlandweit nur bei 35,6 %.

Zuversicht spiegelt sich auch in den Personalplanungen sowie in den Investitionsabsichten der Unternehmen wider. So haben 30,8 % der Befragten angekündigt, die Zahl der Beschäftigten erhöhen zu wollen (Vorjahr: 29,7 %) – deutschlandweit sind es 24,4 %. Knapp jedes zehnte Berliner Unternehmen (9,1 %) plant, mit weniger Personal auszukommen. Dieser Prozentsatz ist gegenüber dem Vorjahr (7,3 %) leicht gestiegen. Positive Impulse für den Arbeitsmarkt sind vor allem aus dem Dienstleistungssektor zu erwarten.

Ein hoher Anteil investitionsbereiter Unternehmen (58,8 %) komplettiert den positiven Ausblick der Berliner Wirtschaft (Deutschland: 50,4 %). Die Mehrzahl der Befragten will Erweiterungsinvestitionen durchführen. Im verarbeitenden Gewerbe (63,6 %) sowie im Handel (63,8 %) gibt es einen hohen Anteil an Unternehmen mit Investitionsabsichten. „Für mich ist dieser außerordentlich hohe Anteil investitionsbereiter Unternehmen die eigentliche News aus dem KMU-Report 2013. Der Wert von 58,8 % markiert einen absoluten Höchststand und liegt deutlich über dem langjährigen Durchschnitt von knapp 49 %. Man muss das wohl im Kontext einer gewissen Investitionszurückhaltung in den letzten beiden Jahren, einer guten Ertragslage und gestärkten Eigenkapitalbasis, aber auch von verbesserten Finanzierungsbedingungen sehen“, kommentierte der Vorstandsvorsitzende der Investitionsbank Berlin, Ulrich Kissing, den Spitzenwert bei den Investitionsplanungen.

Die Ertragslage wird von den Berliner Unternehmen als weitgehend gut beschrieben. Knapp jedes zweite Unternehmen (45,8 %) berichtete von Ertragssteigerungen. 22,4 % der Befragten mussten allerdings Einbußen hinnehmen. Im Vergleich zum Vorjahr wird die Ertragslage insgesamt etwas schwächer eingeschätzt. Das gilt vor allem für das verarbeitende Gewerbe und den Bau. Nicht verschlechtert haben sich die Ertragserwartungen. Erneut rechnen vier von zehn Unternehmen (39,6 %; Vorjahr: 40,9 %) mit Ertragssteigerungen, während 13,0 Prozent der Befragten (Vorjahr: 13,7 %) wohl ein Ertragsminus droht.

Wolfram und Kissing wiesen darauf hin, dass bei vielen Unternehmen zuletzt Verbesserungen im Hinblick auf die Eigenkapitalausstattung erzielt worden seien, was die Voraussetzungen für eine Fremdfinanzierung verbessere. Vor allem im Dienstleistungsbereich sei das der Fall gewesen. Strukturell habe der Mittelstand in dieser Hinsicht aber noch Nachholbedarf. Bei drei von zehn Unternehmen (29,5 %) liege die Eigenkapitalquote weiterhin unterhalb von zehn Prozent. Ein Viertel der kleinen und mittleren Unternehmen aus der Bundeshauptstadt (24,9 %) meldete dagegen eine Eigenkapitalquote von über 30 Prozent.

Positiv ist zu vermerken, dass die Finanzierungsbedingungen von der Berliner Wirtschaft aktuell günstiger eingeschätzt werden als vor Jahresfrist. Jedes vierte befragte Unternehmen (25,5 %) beurteilte die Finanzierungsbedingungen mit „gut“ oder „sehr gut“ (Vorjahr: 20,9 %). Darunter befinden sich vor allem größere Unternehmen aus dem Mittelstand. Gleichzeitig verringerte sich die Zahl der Befragten, die die Finanzierungsbedingungen mit „mangelhaft“ bzw. „ungenügend“ bezeichneten von 22,1 auf 16,6 %. Nach wie vor wird die Finanzierungssituation von größeren Unternehmen besser beurteilt als von den kleinen. Aber auch hier zeigen sich Verbesserungen. So bewerteten nur noch 21,9 % der Unternehmen mit bis zu fünf Beschäftigten die Finanzierungssituation als mangelhaft oder ungenügend (Vorjahr: 26,1 %) und bei den Unternehmen mit sechs bis zehn Mitarbeitern gelangten nur noch 18,5 % (Vorjahr: 27,0 %) zu dieser negativen Beurteilung.