BDO Compliance Survey: Deutsche Versicherungen mit enormem Nachholbedarf?

Solvency II, ein Regelwerk sorgt für Zündstoff.
Verabschiedet, um die Versicherungsbranche krisenfester zu machen,
erscheint die Umsetzung des zukünftigen europäischen
Versicherungsaufsichtssystems vielen Unternehmen zu kompliziert und
vor allem zu teuer. Eine aktuelle Studie der BDO AG
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, durchgeführt von TNS Emnid, hat 100
Compliance-Beauftragte in Versicherungen gefragt, inwiefern ihr
Unternehmen bereits auf die künftigen Compliance-Anforderungen für
Versicherungen, wie sie in der Solvency II-Richtlinie formuliert
werden, vorbereitet sind. Bei einem Viertel der befragten Unternehmen
ist die Compliance-Funktion noch nicht genügend in die
Unternehmensprozesse eingebunden und personell unterbesetzt. Bei 90
Prozent der Versicherungen hat der Aufsichtsrat gar keinen direkten
Zugriff auf Compliance-Berichte und muss relevante Informationen
aktiv einfordern.

Die der Aufsicht durch die BaFin unterstehende deutsche
Versicherungswirtschaft hatte schon immer eine Vielzahl von
regulatorischen Vorschriften zu beachten. Im Zuge der Finanzkrise hat
sich dies noch verstärkt, da neben den Regelungen für die in erster
Linie betroffenen Banken parallel auch strengere Vorschriften für
Versicherungen verabschiedet wurden.

Im Hinblick auf die mit Solvency II bis zum 1. Januar 2013
zusätzlich umzusetzenden aufsichtsrechtlichen Anforderungen bestehen
laut der aktuellen BDO Studie noch erhebliche Defizite bei der
Ausgestaltung der Compliance-Funktion innerhalb der
Versicherungswirtschaft. Dies betrifft nicht nur die
verbesserungsfähige Kommunikation und Dokumentation von
Compliance-Regelungen in Unternehmen, sondern insbesondere die
fehlende Einbindung der Compliance in bestehende
Unternehmensprozesse. So gilt für knapp 90% der befragten
Unternehmen, dass die Compliance-Stelle nicht in alle relevanten
Unternehmensprozesse einbezogen ist.

„Diese mangelnde Verzahnung führt häufig zu lückenhafter
Informationsgewinnung und damit auch zu einer Ineffizienz der
Compliance-Stelle“, erläutert Thomas Volkmer, Leiter des BDO
Branchencenters Versicherungen in Köln. „Für einen kostenoptimalen
Ansatz und eine verbesserte Organisation sollten sämtliche
Compliance-Tätigkeiten über die Geschäftsbereiche hinweg vernetzt
werden.“

Um Compliance nicht nur als bloße formale Erfüllung gesetzlicher
und aufsichtsrechtlicher Bestimmungen zu betreiben, sondern diese
risikominimierend und vor allem wirtschaftlich durchzuführen, bedarf
es der in der Solvency II-Richtlinie vorgesehenen
unternehmensübergreifenden Compliance-Funktion. „Bei der Einrichtung
können die Versicherungen bereits bestehende Strukturen in das
unternehmensweite Governancesystem einbinden. Dies dient der
Risikominimierung, hilft den Leitungsorganen bei der ordnungsgemäßen
Geschäftsführung und reduziert deren Haftungsrisiken“, erklärt
Volkmer. „Kompliziert und teuer muss die Umsetzung der in Solvency II
geforderten Maßnahmen also nicht sein.“

Hintergrundinformation Solvency II:

Das Regelwerk Solvency II ist eine grundlegende EU-Reform des
Versicherungsaufsichtsrechts in Europa. Ziel der Reform ist es, die
heutigen Eigenmittelanforderungen für Versicherungsunternehmen zu
einem risikoorientierten System der Finanzaufsicht
weiterzuentwickeln. Aus der bis zum 1. Januar 2013 umzusetzenden
Solvency II-Richtlinie ergeben sich deshalb konkrete Anforderungen an
die dann zwingend einzurichtende Compliance-Funktion. So ist
beispielsweise festgelegt, dass die Compliance-Funktion eine
bereichsübergreifende Ausrichtung und angemessene Melderegelungen auf
allen Unternehmensebenen beinhalten soll. Ebenso regelt die
Richtlinie die Identifizierung und Beurteilung des mit der
Nicht-Einhaltung der rechtlichen Vorgaben verbundenen Risikos.

Zur Studie:

Die aktuelle Studie „Compliance Survey bei Versicherungen. Ist die
deutsche Versicherungswirtschaft auf dem richtigen Kurs?“ kann unter
www.bdo.de heruntergeladen werden.

Zur Information:

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Beratungsunternehmen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuern und
wirtschaftsrechtliche Beratung sowie Advisory Services. Mit rund
1.900 Mitarbeitern an 25 Standorten betreut die Gesellschaft
nationale und internationale Unternehmen unterschiedlicher Branchen
und Größenordnung. Durch persönliche Betreuung, Verlässlichkeit und
höchste Qualität sowie durch die Einbindung in das leistungsfähige
internationale Netzwerk ist BDO die erste Adresse für den
Mittelstand, Familienunternehmen und aufstrebende
kapitalmarktorientierte Unternehmen.

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erwirtschaftete das Netzwerk einen Umsatz von 3,9 Mrd. Euro.

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