Rezessionsbedingte Absatzrückgänge wurden 2010
aufgeholt – Unerwartet schnelle Rückkehr der US-Shopper in die
Luxusläden und weiterhin 2-stelliges Wachstum in China treiben
weltweiten Umsatz – Online-Verkäufe wachsen mit jährlich 20 Prozent
überdurchschnittlich stark – Der Luxusshopper von morgen ist Chinese,
männlich und jung
Die globale Krise der Luxusgüterindustrie endete im vierten
Quartal des Jahres 2009 – ein Jahr, in dem die Branche erstmals in
der Geschichte auch einen Rückgang des Gesamtumsatzes (um acht
Prozent) verbuchen musste. 2010 wird der Luxusgütermarkt um zehn
Prozent auf insgesamt 168 Milliarden Euro wachsen und das historische
Hoch aus dem Jahr 2007 von 170 Milliarden Euro fast wieder erreichen.
Das ist das Ergebnis der aktuellen Studie „Luxury Goods Worldwide
Market“, welche die Unternehmensberatung Bain & Company gemeinsam mit
dem führenden italienischen Verband der Luxusgüterhersteller
Fondazione Altagamma zum neunten Mal durchgeführt hat.
Die entscheidenden Faktoren für diese rasche Markterholung sind
laut Bain & Company die zweistelligen Zuwächse im zweiten und dritten
Quartal dieses Jahres, die schnelle Rückkehr der Luxuskonsumenten
weltweit in die markeneigenen Geschäfte, das weiterhin starke
Wachstum in China, die Umsatzerholung des größten Einzelmarktes USA
sowie die guten Verkaufszahlen in den Bereichen Lederwaren, Schuhe
und Accessoires. „Die Luxusbranche ist zwar noch nicht ganz über den
Berg. Aber in den entscheidenden Märkten und Vertriebskanälen sind
Wachstumssignale zu erkennen, die eine vollständige Erholung auf
Vorrezessionsniveau vermuten lassen“, sagt Dr. Rudolf Pritzl, Partner
und Konsumgüterexperte bei Bain & Company.
Gegenüber dem Vorjahr werden die diesjährigen Umsatzzuwächse der
Luxusgüterbranche bei zehn Prozent liegen. Im letzten Quartal 2009
ging eine sechs Quartale andauernde Periode rückläufiger Umsätze zu
Ende und erstmals konnten wieder Umsätze auf Vorkrisenniveau erzielt
werden. Im ersten Quartal 2010 legte der Umsatz der
Luxusgüterindustrie bereits um sechs Prozent zu, im zweiten Quartal
um 16 Prozent, im dritten Quartal um 13 Prozent und im vierten
Quartal werden voraussichtlich fünf Prozent Wachstum gegenüber dem
Vorjahreszeitraum erreicht. Bain sieht den Luxusgütermarkt 2011 zu
einem etwas flacheren Wachstum in einer Größenordnung von drei bis
fünf Prozent zurückkehren. Abhängig von der Entwicklung des Euro und
Dollar können diese Zahlen aber auch höher oder niedriger ausfallen.
Die Erholung der Luxusgüterindustrie basiert im Wesentlichen auf
den Ergebnissen der direkt von den Unternehmen betriebenen
Markenstores. Hier kletterten die Umsätze im laufenden Jahr um 20
Prozent, während der Verkauf über Warenhäuser und den Großhandel nur
um sechs Prozent wuchs. „Die Verlagerung von Wholesale auf Retail ist
ein Zeichen, dass die Luxusmarken ihr Schicksal stärker in die eigene
Hand nehmen“, sagt Rudolf Pritzl. „Wir stehen offensichtlich am
Beginn eines Jahrzehnts, in dem sich das Gewicht stärker auf die
Markenhersteller verlagert, die mit dem besten Retailmanagement
aufwarten, ein überzeugendes Einkaufserlebnis bieten und über das
höchste Investitionsvolumen verfügen.“
Auch andere Vertriebswege gewinnen an Bedeutung. Die
Online-Verkäufe von Luxusgütern wuchsen mit 20 Prozent im Vergleich
zum gesamten Internetverkauf überdurchschnittlich und werden 2010
voraussichtlich eine Gesamtsumme von 4,2 Milliarden Euro erreichen.
30 Prozent der Online-Verkäufe von Luxuswaren erfolgen mit
Preisnachlässen, während 70 Prozent zum vollen Preis abgewickelt
werden können. Die Outletstores der Luxusmarken werden 2010
voraussichtlich ein Umsatzvolumen von 8,2 Milliarden Euro erreichen
und damit seit 2007 eine durchschnittliche Steigerungsrate von 12
Prozent pro Jahr realisiert haben.
In China, so die Analyse von Bain & Company, erreicht die
Luxusgüterindustrie 2010 einen Zuwachs von 30 Prozent gegenüber dem
Vorjahr, was einem Umsatzvolumen von 9,2 Milliarden Euro entspricht.
Im gesamten asiatischen Raum (ausgenommen Japan) ist 2010 mit einem
Wachstum von 22 Prozent zu rechnen. Die Verkaufszahlen in den USA
werden in diesem Jahr um 12 Prozent auf 46 Milliarden Euro steigen
und damit wohl den größten absoluten Umsatzanstieg des Jahres
ausmachen. In Europa rechnet Bain 2010 mit sechs Prozent Wachstum auf
62 Milliarden Euro. Nur in Japan sinkt das Geschäft mit Luxusartikeln
in diesem Jahr erneut um ein Prozent. Die reiferen Luxuskonsumenten
in Japan verringern nach wie vor ihre Ausgaben, während die Jüngeren
traditionelle Luxusmarken eher meiden.
Die Markterholung im Luxusgütersektor findet in allen
Kernproduktkategorien statt. Bei Kleidung rechnet Bain mit einem
Zuwachs von acht Prozent. Der Bereich „Hard Luxury Goods“ – also
Uhren, Schmuck oder Autos – wird um 13 Prozent wachsen. Die
Verkaufszahlen für Lederwaren, Accessoires und Schuhe werden um 16
Prozent zulegen und könnten bald den Bereich Kleidung – traditionell
das größte Segment in der Luxusgüterindustrie – übertreffen. Bei
Parfum- und Kosmetikprodukten rechnet Bain 2010 mit einer
Steigerungsrate von vier Prozent. „Der Anstieg der Umsätze bei
Accessoires wird sich fortsetzen, da die Kunden bei Taschen oder
Schuhen weniger zu Kompromissen bereit sind, wenn sie auch oft Luxus-
und Nicht-Luxuskleidung miteinander kombinieren“, ergänzt Rudolf
Pritzl.
„Mit zunehmendem Abflauen der Krise lässt sich die Entwicklung
zahlreicher neuer Verhaltensweisen und Trends beobachten“, meint
Pritzl. „Die Luxus-Shopper dieses Jahrzehnts sind die Chinesen, die
Männer und die jungen Käufer. Marken, die die Bedürfnisse dieser
neuen Segmente erfüllen, haben die besten Chancen, auch im kommenden
Jahrzehnt weiter zu wachsen.“
Die Studie
Bain & Company hat in Zusammenarbeit mit Fondazione Altagamma –
dem führenden italienischen Verband der Luxusgüterhersteller – den
Markt und die Ertragslage von 220 weltweit führenden
Luxusgüterherstellern und -marken analysiert. Der
Unternehmensdatenbestand, der unter der Bezeichnung „Luxury Goods
Worldwide Market Observatory“ bekannt ist, hat sich zu einer
führenden und weltweit beachteten Quelle für die internationale
Luxusgüterindustrie entwickelt. Bain & Company veröffentlicht die
Ergebnisse seiner jährlichen Erhebung in der Studie „Luxury Goods
Worldwide Market“, die im Jahr 2000 erstmalig erschien.
Pressekontakt:
Leila Kunstmann-Seik
Bain & Company Germany, Inc.
Tel.: +49 (0)89 5123 1246
E-Mail: leila.kunstmann@bain.com