Automobilzulieferern drohen Einnahmeausfälle von 20 bis 30 Prozent pro Modellzyklus

München – Kooperationen zwischen Automobilherstellern wie die jüngst beschlossene Zusammenarbeit von BMW und Toyota führen zu einem wachsenden Preisdruck auf die Zulieferer. Infolge ihrer größeren Nachfragemacht werden die Hersteller ihre Lieferanten zu weiteren Preisanpassungen zwingen. So sind Nachlässe von bis zu fünf Prozent pro Jahr zu erwarten – auf einen Modellzyklus gerechnet gehen die Einnahmen der Zulieferer damit um 20 bis 30 Prozent zurück. Die überwiegend mittelständischen Unternehmen stehen nun vor der Herausforderung, ihre Kosten noch einmal massiv zu senken. Das zeigen Marktbeobachtungen von Lischke Consulting.

Bereits seit zwei Jahren verzeichnen die Zulieferer einen zunehmenden Druck auf die Preise. Zwangsrabatte von jährlich zwei bis drei Prozent sind in der Branche bereits heute übliche Praxis. Im Zuge jüngst beschlossener Kooperationen und Zusammenschlüsse von Herstellern verstärkt sich dieser Trend noch einmal auf breiter Front, wie Erfahrungen von Lieferanten großer Automobilkonzerne zeigen.

„Die gesamte Zulieferkette steht vor einer erheblichen Belastungsprobe. Der Branche wird nichts anderes übrig bleiben, als erneut zum Rotstift zu greifen“, sagt Alexander Woelke, Automobilexperte und Partner bei Lischke Consulting. „Nur Unternehmen, die absolut schlank arbeiten, werden dem Druck standhalten können und wettbewerbsfähig bleiben. Dies gilt insbesondere für mittelständische deutsche Zulieferer, die aufgrund hoher Lohnkosten grundsätzlich Nachteile gegenüber Konkurrenten aus Osteuropa oder Fernost haben.“

Es wird künftig nicht mehr reichen, ausschließlich die Produktion schlank zu gestalten. Insbesondere in den indirekten Bereichen – von der Entwicklungsabteilung bis hin zu Einkauf und Logistik – haben die Zulieferer noch großes Potenzial, ihre Prozesse besser und günstiger zu organisieren. „Unsere Erfahrungen bei zahlreichen mittelständischen deutschen Lieferanten zeigen, dass sich Kosteneinsparungen von 22 bis 25 Prozent in den administrativen Abteilungen realisieren lassen.“ Doppelarbeiten, hohe Arbeitsvorräte, lange Durchlaufzeiten oder hohe Abstimmungsschleifen sind hier immer noch an der Tagesordnung. Besonders an den Schnittstellen zwischen einzelnen Abteilungen liegen erhebliche Sparpotenziale.

Doch während deutsche Zulieferer längst Meister in der Organisation einer schlanken Produktion sind, tun sie sich schwer damit, Lean Management auch in den indirekten Bereichen durchzusetzen. „Die Methoden aus der Produktion lassen sich nicht eins zu eins übertragen. Gleichzeitig gilt es für die Unternehmen, die Mitarbeiter von den Veränderungen zu überzeugen. Dazu ist ein Kulturwandel erforderlich“, sagt Woelke.