Insolvenzauslöser ist die Kampagne eines „Verbraucherschützers“
Das Startup-Unternehmen „Amabrush“ mit Sitz in Wien hat heute, Mittwoch, beim
Handelsgericht Wien Antrag auf Einleitung eines Insolvenzverfahrens gestellt.
Ein Sanierungsplan wird vorgelegt werden. Auslöser für die Insolvenz ist eine
Kampagne des ehemaligen Parlamentsabgeordneten und Politikers der Partei „Jetzt
– Liste Pilz“ Peter Kolba und dessen privaten „Verbraucherschutzvereines“ gegen
Amabrush und dessen Mitarbeiter. Aufgrund einer Strafanzeige Kolbas gegen
Amabrush und eine ganze Reihe von Mitarbeitern haben Investoren ihre
Investitionszusagen vorläufig zurückgezogen. Die damit einhergehende
Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens führte daher zwangsläufig zum
Insolvenzantrag. Betroffen sind 22 Dienstnehmer. Aktiva von rund 500.000 Euro
stehen Passiva von 4,5 Millionen Euro gegenüber. Eine Sanierung mit einer Quote
von 20 Prozent binnen zwei Jahren wird angestrebt.
Amabrush beschäftigt sich seit Ende 2017 mit der technischen Gestaltung und dem
Design einer innovativen elektrischen Zahnbürste samt Zubehör. Gründer Marvin
Musialek investierte sein gesamtes Privatvermögen in die Entwicklung des
Prototypen sowie die Anstellung der ersten beiden Mitarbeiter.
Da von Anfang an klar war, dass hohe Anlauf- und Produktionskosten erforderlich
sein würden, wurde das zunächst erforderliche Kapital überwiegend im Wege des
„Crowdfunding“ aufgebracht. Unterstützer (oder „Crowdfunder“) zahlen an den
Projektinitiator kleine bis mittlere Geldbeträge. Falls das Projekt Erfolg hat,
erhalten sie im Gegenzug eine Belohnung in Form des entwickelten Produkts. Über
die Risiken, auch über die Möglichkeit des vollständigen Scheiterns des
Projekts, wurde umfassend aufgeklärt.
Neben der Finanzierungsfunktion haben diese Crowdfunding-Kampagnen Amabrush –
aber auch dem interessierten Mitbewerb – gezeigt, dass am Markt eine hohe
Nachfrage nach einem solchen Produkt besteht. Für Amabrush ging damit eine, für
ein junges Unternehmen untypische, hohe Bekanntheit und hoher Werbewert einher.
37.000 Crowdfunder und Probleme mit Zulieferfirmen
Zusätzlich wurden ab Februar 2018 Einnahmen über einen eigenen Web-Shop
lukriert. Interessenten wurden auf www.amabrush.com Kaufverträge angeboten, von
denen diese, solange Amabrush keinen definitiven Lieferzeitpunkt nennen konnte,
jederzeit zurücktreten konnten und den bezahlten Kaufpreis zurückerhielten.
Die Suche nach einem geeigneten Hersteller nahm wesentlich mehr Zeit in Anspruch
als geplant. Aufgrund von erheblichen Abstrichen bei Produktdesign und
Funktionalität, die durch die mangelnde Kompetenz der Produktionspartner bedingt
war, mussten der ursprüngliche österreichische Kooperationspartner sowie mehrere
Sublieferanten ausgetauscht werden. Amabrush entstanden dadurch sehr hohe,
ungeplante Kosten.
Aus diesen Gründen kam es zu mehrmonatigem Verzug der ersten Auslieferungen und
schließlich im Jänner 2019 zur Beendigung aller Verträge mit dem Zulieferer.
Die Erwartungshaltung bei Kunden war groß. Das Produkt konnte diese zunächst
nicht erfüllen. Wegen der erheblichen Lieferverzögerungen verlor Amabrush
Vertrauen bei seinen Kunden. Mit Stand 31.05.2019 waren rund 29 000
Zahnbürstensets („Amabrush Starter Set Basic“) ausgeliefert. Die Reaktionen der
Kunden auf das Produkt fielen sehr unterschiedlich aus. Die erste fundierte
Einschätzung über die Erfolgsaussichten dieser Produktversion war im Dezember
2018 möglich. Die Entwicklung einer zweiten, deutlich verbesserten Version war
unabdingbar. Dafür und für den Aufbau von entsprechenden Produktionslinien war
frisches Kapital nötig. Die Entwicklungsschritte für die zweite Version der
Amabrush begannen daher ebenfalls später als geplant.
Die Anfangsprobleme schienen jedoch bewältigbar. Ebenfalls mit Beginn 2019
begannen erfolgsversprechende Gespräche mit Investoren.
Strafanzeige mit unwahren Behauptungen: Investoren stoppten die Verhandlungen
Allerdings startete Anfang April 2019 der Politiker der Partei „Jetzt – Liste
Pilz“, Peter Kolba, eine Kampagne gegen Amabrush. Dieser nutzte die Bekanntheit
von Amabrush und die technischen Anfangsprobleme, um Geld für seinen von ihm
gegründeten Privatverein zu lukrieren – also auch via „Crowdfunding“.
Kern der Kampagne Kolbas ist eine Strafanzeige gegen Amabrush. Die breite
Berichterstattung über die Strafanzeige war für Amabrush verheerend und kam
teilweise einer medialen Vorverurteilung gleich. Der Produktabsatz brach fast
vollständig ein und vielversprechende Investoren brachen Verhandlungen mit dem
Hinweis auf das Risiko durch die Klagsdrohungen von Kolbas
„Verbraucherschutzverein“ insbesondere auch auf dem deutschen Markt und dem
US-Markt bis zur rechtlichen Klärung der Vorwürfe ab. Die Zahlungsunfähigkeit
von Amabrush war die Folge.
Die Passiva betragen rund 4,5 Millionen Euro. Diesen stehen im Moment Aktiva von
500.000 Euro gegenüber. Betroffen von der Insolvenz sind 22 Dienstnehmer.
Angestrebt wird eine Sanierung mit einer Quote von 20 Prozent binnen zwei
Jahren. Das Unternehmen hofft, im Rahmen des Insolvenzverfahrens die Investoren
noch überzeugen zu können. Unter dieser Voraussetzung könnte Amabrush nach
erfolgreicher Sanierung fortgeführt werden.
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