Allg. Zeitung Mainz: Verpatzter Einsatz / Kommentar zur Besteuerung von Musikschulen

Wenn es darum geht, die Bedeutung des
Musikunterrichts – sei es schulisch oder außerschulisch – zu
würdigen, sind sich Experten und Politiker immer sehr schnell einig:
Man kann sie nicht hoch genug einschätzen. Das Erlernen eines
Instruments bildet und fördert in höchstem Maße. Direkt hinter diesen
Lippenbekenntnissen endet der Wohlklang allerdings leider sehr
schnell. Viel zu oft ist das Fach Musik ein Streichposten. Ein
Umstand, den engagierte Lehrer mit Fantasie und Kreativität nur
bedingt ausgleichen können und der den Boom privater Musikschulen
zumindest inTeilen erklärt. Als wäre das nun noch nicht genug, könnte
jetzt der nächste mächtig verpatzte Einsatz der Politik anstehen:
Private Musikschulen sollen – wie auch Tanz- und Ballettschulen –
stärker besteuert werden, sprich 19 Prozent teurer werden. Das dürfte
vor allem viele Eltern mächtig freuen, wissen sie doch am besten,
dass Klavierstunden, Gitarrenkurse oder Blockflötenlektionen auch
ohne die neuen Steuer-Pläne bereits ein reichlich teurer Spaß sind.
Wird der Berliner Vorstoß Realität, ist absehbar, was geschehen wird:
Dann wird die Klavierstunde eben gestrichen. Oder der Anbieter wird
schwarz bezahlt. Will man das? Ist das klug? Und hat irgendjemand
schon Frau von der Leyen Bescheid gesagt, damit sie die Gutscheine
für Musikunterricht im Bildungspaket für Hartz-IV-Bezieher
entsprechend aufstockt? Das kann sie dann ja mit den Mehreinnahmen
aus der Steuererhöhung gegenfinanzieren… Ganz im Ernst: Der
Vorschlag gehört zumindest in Sachen Musikschulen in den Papierkorb.
Jeder, der ihm zustimmt, hat jegliches Mitspracherecht verwirkt, wenn
mal wieder darüber geklagt wird, dass zu viele unserer Kinder
unzureichend gebildet sind und deswegen zum Beispiel Dieter Bohlen
für einen Musiker halten.

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Werner Wenzel
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