Nimmt unsere Abgrenzung zu rechtsradikalem
Gedankengut hysterische Züge an, wenn ein Bariton in Bayreuth nicht
singen darf, weil er sich als jugendliches Mitglied einer Metal-Band
ein Hakenkreuz tätowieren ließ? Nehmen wir eine junge Ruderin in
Sippenhaftung dafür, dass sie mit einem Rechtsradikalen befreundet
sein soll? Verbauen wir jungen Menschen nicht den Weg zurück aus
politischen Irrungen, wenn wir solche Vorgänge skandalisieren? Die
Gefahr mag bestehen – auch und gerade durch die medialen Wellen, die
diese Fälle auslösen. So verständlich die Solidarität der
Ruderkollegen von Nadja Drygalla sein mag, und so sehr Michael Vesper
als Chef de Mission der deutschen Olympiaauswahl darauf bedacht sein
mag, die Sportlerin vor einem Rufmord zu schützen: Zu Ihrer Abreise
aus London gab es keine Alternative. Und die Anzeichen mehren sich,
dass der Ruderverband und der Deutsche Olympische Sportbund Drygalla
erst gar nicht hätten nominieren dürfen. Der Sport ist in unserer
Gesellschaft das wirkungsvollste Instrument gegen Rassismus. Und
nichts verkörpert den Geist der Völkerverständigung stärker als die
olympische Idee. Wer Deutschland als Sportler international vertritt,
muss unzweifelhaft hinter diesen Werten stehen. Enge Kontakte zum
Anführer einer nationalsozialistischen Kameradschaft und
NPD-Landtagskandidaten lassen sich damit nicht vereinbaren. Der
Polizei in Mecklenburg-Vorpommern, deren Sportfördergruppe Drygalla
im vergangenen Jahr verlassen musste, war das bewusst. Wenn Michael
Vesper zu Protokoll gibt, den Grund für dieses Ausscheiden nicht zu
kennen, dann liegt genau hier das Problem.
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Werner Wenzel
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