Nicht, dass der deutsche Autofahrer derzeit keine
ernsthaften Probleme hätte. Etwa die – je nach Lesart – idiotisch
beziehungsweise kriminell anmutende Spritpreisentwicklung. Nicht,
dass das Bundesverkehrsministerium keine ernsthaften Sorgen hätte.
Doch Ressortchef Peter Ramsauer (CSU) möchte offenbar als
Autofahrer-Versteher in die Annalen eingehen. Des Ministers Augenmerk
gilt nicht nur der kalten Ökonomie, sondern auch der Seele. Das
wärmt. Mit alten und auch neuen Kfz-Kennzeichen sollen Heimatstolz
und regionale Identität gestärkt, zugleich die Tourismuswerbung
beflügelt werden. Nun gilt es in aller Ernsthaftigkeit daran zu
erinnern, dass in früheren Jahren bei Kreis- und Kommunalreformen
teils erbittert um den Erhalt von Kennzeichen gekämpft wurde. Die
regionale Identität in allen Ehren, sie ist bedeutsam, der Mensch
lebt nicht vom Brot allein. Doch mittlerweile müssen die Wogen
geglättet, alte Wunden verheilt sein. Warum Ramsauer jetzt ein neues
Fass aufmacht, liegt auf der Hand. Er ist, wie viele seiner Zunft in
allen Parteien, gelernter Populist. Und er braucht Erfolge. Wenn sich
der Plan nicht durchsetzen lässt, dann hat–s der Ramsauer Peter
wenigstens versucht, werden viele anerkennend sagen. Allerdings gilt
es, Heimatliebe hin oder her, abzuwägen. Was bringt der Plan, was
kostet er? Erheblicher Verwaltungsaufwand wäre ganz gewiss vonnöten.
Den gibt es nie für lau, und die öffentlichen Kassen unterliegen –
völlig zu Recht – dem Gebot eisernen Sparens zwecks Schuldentilgung.
Die eingeführten Kennzeichen haben sich herumgesprochen, sind
gelernt. Jetzt wieder neue, respektiv neue alte? Ist das wirklich
gutes Marketing? Nein, das ist viel eher Kirchturmspolitik,
knallharter Ego-Trip für Regionalpolitiker: meine Stadt, mein
Wahlkreis, mein Kfz-Kennzeichen.
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Werner Wenzel
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