Einem geschenkten Gaul schaut man nichts ins Maul“,
sagt der Volksmund. Bei der Debatte um die Abschaffung der
Praxisgebühr sollten das Volk der Kassenpatienten dies gleichwohl
sehr genau tun. Nichts eignet sich nämlich mehr als solche
symbolträchtigen Abgaben, um mit ihnen Politik zu machen. FDP und SPD
setzen die Union mit diesem Thema unter Druck, weil sie wissen, dass
es unter Patienten und Ärzten kein ungeliebteres
gesundheitspolitisches Instrument gibt als die 10 Euro Praxisgebühr
pro Quartal: 77 Prozent der Bundesbürger favorisieren ihre
Abschaffung. Gesundheitsminister Daniel Bahr hat unumwunden zu
erkennen gegeben, dass ihm dieser PR-Effekt wichtiger ist als eine
deutlich größere Entlastung der Kassenpatienten durch eine Senkung
der Beitragssätze. Motto: Lieber wenig geben und die Leute merken–s,
als mehr geben und kaum einer nimmt den Wohltäter wahr. Das gleiche
Motiv treibt die Krankenkassen an, die mit einem Mal zu Gegnern der
Praxisgebühr mutieren. Rund zwei Milliarden Euro Einnahmen müssten
sie für diese patientenfreundliche Position abschreiben. Das ist
allerdings nur ein Bruchteil ihrer Überschüsse, die zur Zeit mit
jährlich über 13 Milliarden Euro zu Buche schlagen. Wer über die
Praxisgebühr redet, sollte sich aber zuallererst mit ihrem Ziel
auseinandersetzen – die Zahl der Arztbesuche zu begrenzen. Obwohl wir
mit durchschnittlich 16 Untersuchungsterminen pro Jahr noch immer
Weltmeisterstatus haben, lässt sich keine Korrelation zu einer
besseren Volksgesundheit im Vergleich zu anderen Industrienationen
nachweisen. Wer die Praxisgebühr kritisiert, möge bitte ein besseres
Steuerungsinstrument zur Förderung der Selbstverantwortung der
Patienten vorschlagen.
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Werner Wenzel
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