Allg. Zeitung Mainz: Luxusproblem / Kommentar zu Krankenkassen

In Zeiten allerorts leerer Finanztöpfe haben die
gesetzlichen Krankenkassen derzeit ein wahres Luxusproblem. Auf der
Guthabenseite stehen 22 Milliarden Euro – eine Summe, die
Begehrlichkeiten weckt. Doch wohin mit dem Geld? In Form von Prämien
zurück zu den Versicherten? Oder vielleicht auf die Konten der Ärzte,
die deutlich höhere Honorare fordern? Oder doch lieber horten, falls
die Zeiten wieder schlechter werden? Egal, wie die Entscheidung
ausfällt, die Diskussion geht am Kern des Themas vorbei. Denn das
Problem besteht nicht darin, 22 Milliarden Euro möglichst schnell und
gleichmäßig zu verteilen, selbst wenn FDP-Gesundheitsminister Bahr
die Kassen immer wieder zu Rückzahlungen an die Versicherten
ermuntert. Die Freude über eine Prämienerstattung von 60 oder
vielleicht 100 Euro, die zudem noch versteuert werden muss, steht in
keinem Verhältnis zu der Herausforderung, ein auf Jahre und
Jahrzehnte tragfähiges Finanzkonzept für das Gesundheitssystem zu
finden. Wie schnell die Lage brenzlig werden kann, haben vor nicht
langer Zeit diejenigen Krankenkassen erfahren, die Zusatzbeiträge
verlangen mussten und dadurch eine große Zahl von Mitgliedern
verloren. Wenn die Techniker Krankenkasse als sehr solide
aufgestelltes Unternehmen jetzt eine Rückzahlung ankündigt,
investiert sie im Grunde nur in eine – wahrscheinlich sehr
erfolgreiche – Werbekampagne. Wenn aber Gesundheitsminister Bahr den
gesetzlich Versicherten wirklich etwas Gutes tun möchte, sollte er
das Thema Praxisgebühr angehen und sich mit seiner eigenen Position
endlich mal durchsetzen. Denn diese zehn Euro pro Quartal treffen die
Versicherten mit den niedrigsten Einkommen am stärksten. Und die Zahl
der Arztbesuche hat die verwaltungsaufwändige Gebühr auch nicht
reduziert.

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Werner Wenzel
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