Allg. Zeitung Mainz: Lichter und Irrlichter / Kommentar zu Umfragen/Schwarz-Gelb

Umfragen sind Momentaufnahmen, und bis zur
Bundestagswahl ist es noch lange hin. Dennoch ist unübersehbar, dass
sich Schwarz-Gelb festigt. Das hat im Wesentlichen vier Gründe:
Merkel, die SPD, die FDP, die Piraten. Die Bundeskanzlerin erscheint
als Hort der Stabilität, wichtiger noch: Sie ist es auch. Mit der
Sturheit und der physischen Robustheit ihres politischen Ziehvaters
Helmut Kohl marschiert sie vorwärts. Wohl wahr: Sie ist pragmatisch
bis zur Gnadenlosigkeit; die Vorwürfe ihrer Kritiker, sie sei
beliebig oder gar prinzipienlos, sind allerdings Unfug. Ganz anders
die Lage in der SPD. Da irrlichtert ein Parteivorsitzender umher und
macht sich mit seiner angeblichen Babypause wichtig. Sigmar Gabriel
kann bei einem Parteitag einen Saal begeistern, für eine gewisse
Zeit. Das war–s dann aber auch schon. Die Menschen im Lande wollen
wissen, woran sie mit der SPD sind, wenn sie sie wählen sollen. Doch
es herrscht weitgehende Unklarheit, inhaltlich wie personell. Dabei
hat die Partei gleich drei überaus geeignete Persönlichkeiten, die
zumindest die Kandidatenfrage auf einen Schlag lösen könnten. Sollten
die Genossen tatsächlich die Dummheit begehen, Steinbrück als „zu
rechts“ abzulehnen, dürfen sie nachher nicht weinen. Steinmeier kann
es auch, vermittelt allerdings manchmal den Eindruck, er müsse zum
Jagen getragen werden. Mit Hannelore Kraft könnte, wenn Steinbrück
tatsächlich an der eigenen Partei scheitert, doch noch ein echter
Coup gelingen. Die FDP scheint sich zu berappeln, kommt aber wohl
nicht umhin, sich alsbald einen neuen Bundesvorsitzenden zu wählen:
Christian Lindner. Bei den Piraten blättert der Lack. Wie bei „Des
Kaisers neue Kleider“: In Wahrheit sind sie nackt, inhaltlich.

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