Nichts ist so schwer zurückzugewinnen wie verlorenes
Vertrauen. Und beim System Organspende wurde nicht bloß Vertrauen
zerstört, vielmehr ist eine veritable Katastrophe zu beklagen. Eine
Katastrophe für diejenigen, deren Überleben davon abhängt, dass
schnellstmöglich ein geeignetes Spenderorgan zur Verfügung steht. Im
Mai beschloss der Bundestag eine Gesetzesänderung: Krankenversicherte
sollen mit der Frage konfrontiert werden, sich äußern, ob sie spenden
wollen. Ein guter Schritt – geboren jedoch aus Verzweiflung, weil es
zu wenige Spender gibt. Nach den jüngsten Skandalfällen, so steht zu
befürchten, wird sich die Lage aber nicht verbessern, sondern
verschlechtern. Schuldige? Soweit Ärzte nachweislich gegen das Gesetz
verstoßen haben, zumindest aber gegen die Regeln der Ethik und den
hippokratischen Eid, den sie einst schworen, werden sie billig
davonkommen, diese Prophezeiung lässt sich unschwer wagen. Zwar
verkündet der Gesundheitsminister, Daniel Bahr, vollmundig schärfere
Kontrollen und härtere Sanktionen. Aber das ist eher Ausdruck von
Hilflosigkeit. Gewiss: Kontrolle in diesem ohnehin sensiblen Bereich
ist schwierig. Aber Ärzte, Krankenkassen, Kliniken und die Politik
müssen sich darüber im Klaren sein, dass ein handhabbares
transparentes System geschaffen werden muss, und zwar in kurzer Zeit.
Auf anderen, ebenfalls sensiblen Feldern ist dies mit pluralistisch
besetzten Ethikkommissionen durchaus gelungen. Dass ausschließlich
Ärzte Ärzte kontrollieren, ist nicht zielführend. Falls es nicht
gelingt, beim Thema Organspende Vertrauen rasch zurückzugewinnen,
wird es, so steht zu befürchten, Patienten das Leben kosten. Was
bleibt, ist der dringende Appell an potenzielle Spender, sich nicht
abschrecken zu lassen, sondern verantwortungsbewusst nachzudenken.
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