Allg. Zeitung Mainz: Exorbitant/Kommentar zu Neil Armstrong

Neil Armstrong wird als mutiger Pionier gewürdigt –
auch von russischen Staatsmedien. Das lässt hoffen. Die Mondlandung
war exorbitant, herausragend, womöglich die größte technische
Leistung der Menschheit. Aber sie war vor allem ein Produkt des
Kalten Kriegs. „Alle Leute auf dieser Erde sind wirklich eins“,
jubelte US-Präsident Richard Nixon in jenen Juli-Tagen 1969, aber er
log auch da. Denn es war ein amerikanischer Triumph, letztlich ein
Triumph Kennedys. Dass der ihn nicht mehr erlebte, dass ausgerechnet
der später völlig zu Recht aus dem Amt gejagte Nixon die Früchte
erntete, zeigt, dass Geschichte bisweilen furchtbar ungerecht ist.
Amerikanisch oder nicht:ohne Herausforderungen und Visionen wie die
Mondlandung säße der Mensch noch auf Bäumen. Dabei spielt es nicht in
erster Linie eine Rolle, in welchen Sphären sich die Projekte
abspielen, ob im Weltraum, in den Tiefen des Meeres oder in den
Tiefen der Computerwissenschaften. Allerdings wird die Frage nach
Nützlichkeit und Angemessenheit immer unausweichlich sein. Ist es
gut, für eine Mars-Mission Milliarden auszugeben, wenn jedes Jahr 8,8
Millionen Menschen, überwiegend Kinder, an Hunger sterben? Und wenn
es selbst ein reiches Land wie die USA kaum schafft, allen Bürgern
eine Krankenversicherung angedeihen zu lassen? Die Frage ist
ehrenwert, aber in dieser Zuspitzung nicht zu beantworten. Es geht,
wie meist im Leben, um Abwägung und intelligente Verteilung. Rein von
den Ressourcen her wäre die Menschheit in der Lage, sowohl den Hunger
wirkungsvoll zu bekämpfen, als auch Weltraumforschung zu betreiben –
die im Übrigen vielleicht irgendwann verhindern muss, dass ein
Meteorit dem Thema „Erde“ eine grausame Wendung gibt.

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