Auf der Warteliste stehen 12000 Kranke, viele müssen
mit ihrem Tod rechnen, weil es zu wenig Organspender gibt. Das ist
der Hintergrund, der in mehrfacher Hinsicht enormen Druck entfaltet.
Zum einen positiv: Es muss erreicht werden, dass Kontrolle und
Vergabepraxis bei Organtransplantationen – wovon bislang keine Rede
sein kann – über jeden Zweifel erhaben sind, sowohl aus Gründen der
prinzipiellen Gerechtigkeit, nicht zuletzt aber auch, um das Vertauen
potenzieller Spender zu stärken. Gesundheitsminister Bahr versucht
nun in ehrenwerter Weise, neue Strukturen zu schaffen. Schärfere
Kontrollen und notfalls härtere Strafen – gut, wobei sich die Frage
aufdrängt, wieso erst jetzt. Allerdings schwelt da offenbar ein
Konflikt, den man ganz unwissenschaftlich so umschreiben könnte:
Politik und Ärzteschaft trauen sich gegenseitig nicht über den Weg,
wenn es um Aufsichtsgremien geht. Im Ergebnis wird langfristig aber
kein Weg daran vorbeiführen, Nicht-Ärzte intensiver an Kontrollen zu
beteiligen. Das bedeutet kein Misstrauen gegenüber Medizinern, es
geht vielmehr um eine angemessene Aufgaben- und
Verantwortungsverteilung im Rechtsstaat. Das Prinzip „Wir
kontrollieren uns selbst“ ist inakzeptabel. Gewaltiger Druck kann
beim höchst sensiblen Thema Organspende allerdings auch auf andere,
überaus problematische Weise entstehen: dergestalt, dass sich
Menschen in der Gesellschaft nachgerade gedrängt sehen, im Todesfall
als Organspender zur Verfügung zu stehen. Die Entscheidung muss aber
eine höchstpersönliche bleiben, die seriös nur auf Basis
unbeeinflusster Informationen getroffen werden kann. Sich diese
Informationen zu beschaffen und nachzudenken – das allerdings kann
man von jedem erwarten.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Werner Wenzel
Telefon: 06131/485980
desk-zentral@vrm.de
Weitere Informationen unter:
http://