Acht europäische Präsidenten von
Ärzte der Welt besuchten Idomeni und andere medizinische Einsatzorte,
um ihre Solidarität zu Griechenland zu zeigen und sich ein Bild von
der Lage vor Ort zu machen. Das Fazit: Die Situation in Idomeni ist
untragbar; auch wird die Umwandlung von offenen Registrierungszentren
für Flüchtlinge in geschlossene Camps auf den Inseln abgelehnt. Ärzte
der Welt bleibt vor Ort, um besonders schutzbedürftige Menschen zu
versorgen.
Ärzte der Welt verurteilt, dass aus offenen Registrierungszentren
für Flüchtlinge geschlossene Camps geworden sind. Das Netzwerk stellt
sich klar gegen eine Zurückweisung der Flüchtlinge in die Türkei, wo
ein Schutz der Menschen nicht garantiert ist. Es wurde dennoch
entschieden, auch in den geschlossenen Camps weiter aktiv Hilfe zu
leisten. In den Lagern leben viele unbegleitete Minderjährige und
Kinder. „Diese und andere verletzlichen Gruppen hätten sonst keine
andere Unterstützung mehr“, sagt Dr. Zenker, Präsident von Ärzte der
Welt, nachdem er die Lage vor Ort gesehen hat. „So können wir auch
quasi als –watchdog– über eventuelle Menschenrechtsverletzungen
berichten“.
Die Situation in Idomeni an der Grenze zu Mazedonien sei noch
einmal anders dramatisch, so Zenker weiter. Vor allem die hohe Anzahl
Kinder, die in dem Lagern unter völlig unerträglichen Bedingungen –
und das mitten in Europa – leben, habe ihn erschüttert, aber er war
auch über die hohe Zahl von Behandlungen von Menschen, die
Gewaltanwendungen erlebt haben, erschrocken. Daniel Youkee, ein
freiwilliger Arzt von vor Ort berichtet dazu: „Jede Woche behandeln
wir 500 medizinische Fälle, die direkt auf die Bedingungen im Camp
zurückzuführen sind“.
Acht Präsidenten von Ärzte der Welt haben zur Situation in Idomeni
folgendes festgehalten:
– In Idomeni sind die internationalen Standards für
Flüchtlingsunterkünfte nicht eingehalten. Etwa 40% aller
Flüchtlinge, die in Idomeni gestrandet sind, sind heute Kinder.
Diese leben in einer völlig unzumutbaren Umgebung. Besonders diese
Kinder, aber auch schwangere Frauen, Menschen mit Behinderungen,
psychischen und körperlichen Problemen leiden in dieser Situation.
Unverzüglich muss eine Verbesserung der grundsätzlichen
Lebensbedingungen, der sanitären Anlagen, der
Lebensmittelversorgung und der medizinischen Versorgung
sichergestellt werden. Zusätzlich brauchen Frauen, die viel Gewalt
erlebt haben, geschützte und gesonderte Aufenthaltsräume.
– Die im Camp überlebenden Menschen sind täglich mit einer neuen Art
Gewalt konfrontiert: Militär- Hubschauber und Flugzeuge fliegen mit
tosendem Lärm sehr tief über ihre Köpfe hinweg. Das versetzt Kinder
zurück in den Albtraum, vor dem sie in ihrem Heimatland geflohen
sind. Wozu Angst, Tränen und traumatische Erinnerungen?
Die acht europäischen Präsidenten von Ärzte der Welt fordern
sichere, legale Wege nach Europa für die Menschen die aus Ländern
kommen, in denen das Leben gefährdet ist; vor allem für Kinder müssen
humane Aufnahmebedingungen geschaffen werden. Flüchtlinge sind ein
Teil unserer gemeinsamen Zukunft. Auch müsse laut des Netzwerkes eine
neue politische Strategie, die auf Solidarität basiert und Sicherheit
für Flüchtlinge garantiere, auf den Weg gebracht werden.
Das Ärzte der Welt – Netzwerk ist in allen Stationen der
Flüchtlings-Routen präsent, angefangen von Syrien, Pakistan,
Jordanien, entlang der Balkanroute bis Schweden. Es ist enttäuschend
zu sehen, dass die Politik in allen europäischen Ländern nicht auf
die Stimmen der Bevölkerung hört, die immer wieder Solidarität mit
den Flüchtlinge und Asylsuchende selbstlos aufbringen und einfordern,
sondern stattdessen das EU-Türkei-Abkommen beschließt: Damit rücken
die EU-Mitgliedstaaten immer weiter vom Wert der Solidarität und
ihrer Verpflichtung zum Schutz von Flüchtlingen ab.
Pressekontakt:
Ute ZURMÃœHL
Leitung Medien & Kommunikation
Ärzte der Welt e.V.
Leopoldstr. 236
80807 München
t. +49 (0) 89 45 23 081-24
m. +49 (0) 160 855 74 27
@ ute.zurmuehl@aerztederwelt.org