50 Euro für Termingarantie beim Facharzt

Ab 25. Januar 2016 sollen sogenannte
Terminservicestellen den Kassenpatienten einen Termin beim Facharzt
binnen vier Wochen besorgen. Das bezeichnet Bundesgesundheitsminister
Hermann Gröhe (CDU) als Fortschritt. Ist es aber keineswegs,
kritisiert die Freie Ärzteschaft (FÄ). „Es entstehen enorme
zusätzliche Kosten: Rund 50 Euro pro vermitteltem Termin hat die
Kassenärztliche Vereinigung Sachsen ermittelt“, sagte FÄ-Vorsitzender
Wieland Dietrich am Donnerstag in Essen. „Das ist mehr als die
medizinische Behandlung eines Patienten pro Quartal bei den meisten
Ärzten kostet. Und: Diese 50 Euro sind unnütze Ausgaben, durch die
die Mittel für medizinische Bahandlungen weiter schrumpfen.“

Betrug an Bürgern und Ärzten

Denn die Erwartungen der Patienten, die Minister Gröhe mit seinem
Versprechen von Termingarantie schüre, würden nicht erfüllt. „Dafür
sorgt der Minister selbst mit der derzeitigen Gesetzgebung“, betont
Dietrich. In dem kürzlich in Kraft getretenen
„Versorgungsstärkungsgesetz“ wurde ein Abbau von tausenden Arztpraxen
vor allem in den Großstädten in den kommenden Jahren festgeschrieben.
Zudem erlauben begrenzte Honorare den Ärzten gar nicht, ausreichend
Termine zu vergeben. „Es soll also künftig weniger Arztpraxen geben,
die aber mehr Termine vergeben müssen als sie haben. Das ist Betrug
am Bürger und an den Ärzten.“

Hausgemachte Fehlsteuerung

Auch die gesetzlich diktierte Möglichkeit, mangels Termin beim
Facharzt in der Praxis in eine Klinikambulanz zu gehen, werde den
Patienten nicht weiterhelfen: „In vielen Kliniken“, erläutert der
FÄ-Chef, „gibt es gar keine entsprechenden Fachabteilungen und
Fachärzte.“ Würden Patienten häufiger in die Kliniken geschickt,
entstünden zudem mehr stationäre Aufnahmen und damit höhere Kosten.
Damit unterlaufe die Politik ihre eigene Forderung: ambulant vor
stationär. „Das ist hausgemachte Fehlsteuerung. Schon in den
vergangenen 20 Jahren sind die Ausgaben der Kassen für die Kliniken
explodiert.“

Ein Pseudoproblem

Letztlich beschwöre die Politik mit ihrer selbst angeheizten
Debatte um Wartezeiten ein Problem herauf, das es so gar nicht gebe.
Dietrich: „Einem jüngsten OECD-Bericht zufolge herrschen in
Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern nur geringe Wartezeiten
auf einen Facharzttermin. Die OECD spricht daher von einer
Phantomdiskussion in Deutschland.“ Und in Regionen, wo es an Terminen
bei bestimmten Fachärzten tatsächlich mangele, werde eine
„Gröhe-Sprechstunde“ dies nicht lösen. „So lange Budgets,
Praxisabbau, Fehlsteuerung und falsche Versprechen die
Gesundheitspolitik dominieren, bleibt es bei der Mangelverwaltung im
deutschen Gesundheitswesen.“

Über die Freie Ärzteschaft e.V.

Die Freie Ärzteschaft e. V. (FÄ) ist ein Verband, der den
Arztberuf als freien Beruf vertritt. Er wurde 2004 gegründet und
zählt heute mehr als 2.000 Mitglieder: vorwiegend niedergelassene
Haus- und Fachärzte sowie verschiedene Ärztenetze. Vorsitzender des
Bundesverbandes ist Wieland Dietrich, Dermatologe in Essen. Ziel der
FÄ ist eine unabhängige Medizin, bei der Patient und Arzt im
Mittelpunkt stehen und die ärztliche Schweigepflicht gewahrt bleibt.

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Daniela Schmidt, Tel.: 0176 49963803, E-Mail:
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V .i. S. d. P.: Wieland Dietrich, Freie Ärzteschaft e.V.,
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