22 Lebensversicherer mit negativem Zinsergebnis in 2022

Die Mindestzuführungsverordnung (MindZV) verpflichtet deutsche Lebensversicherer dazu, einmal jährlich ihre Ertragsquellen offenzulegen. Anfang Oktober 2023 wurden die letzten Zahlen für das Geschäftsjahr 2022 veröffentlicht.

Die von der Zahl&Recht GmbH durchgeführte MindZV-Auswertung 2023 ergab, dass insgesamt 22 der 80 deutschen Lebensversicherer im letzten Jahr nicht genügend Kapitalerträge erzielt haben, um die Garantieversprechen an ihre Kundinnen und Kunden zu erfüllen. Im Vorjahr erzielten 21 Lebensversicherer nicht genug Kapitalerträge um die Rechnungszinsverpflichtungen zu decken.

Fehlbetrag der deutschen Lebensversicherer sinkt deutlich

Auch wenn im Jahr 2022 zahlenmäßig eine Gesellschaft mehr betroffen war, ist der Fehlbetrag im Vergleich zum Vorjahr erheblich gesunken. Durch das steigende Zinsniveau mussten die deutschen Versicherer die Zinszusatzreserve nicht weiter aufstocken, so dass die Garantiezinsverpflichtungen und damit auch der Fehlbetrag deutlich gesunken sind. Im letzten Jahr wurde die Zinszusatzreserve um ca. vier Milliarden Euro aufgelöst und lag zum Jahresende 2022 noch bei rund 92 Milliarden Euro.

Den 22 betroffenen Lebensversicherern fehlten noch rund 356,5 Millionen Euro zum Ende des Jahres 2022 um die Garantiezinsverpflichtungen zu erfüllen. Im Vorjahr lag der Fehlbetrag noch bei ca. 639,1 Millionen Euro.

Lebensversicherungen werden als Kapitalanlage unattraktiver

Das steigende Zinsniveau hat auf der einen Seite die Belastungen durch die Garantiezinsverpflichtungen deutlich reduziert. Gleichzeitig werden aber damit kapitalbildende Lebens- und Rentenversicherungen unattraktiver. Selbst hochverzinste Altverträge können häufig schon heute nicht mehr mit den aktuellen Tages- und Festgeldkonditionen mithalten. Kundinnen und Kunden mit kapitalbildenden Verträgen sollten daher ihre Lebens- und Rentenversicherungen unabhängig prüfen lassen.

Stille Lasten gefährden die deutschen Lebensversicherer

Die Bewertungsreserven der Lebensversicherer in Deutschland sind durch das steigende Zinsniveau drastisch gesunken und haben sich in stille Lasten umgewandelt. Das bekommen auch die Kundinnen und Kunden schon länger durch eine niedrigere Beteiligung an den Bewertungsreserven zu spüren, welche Bestandteil der Überschussbeteiligung ist.

Problematisch kann es werden, wenn Lebensversicherer gezwungen sind stille Lasten zu realisieren, weil ihre Liquidität knapp wird. Dazu könnte es beispielsweise kommen, wenn das Neugeschäft stark zurückgeht oder viele Verträge gekündigt oder beitragsfrei gestellt werden, da diese aufgrund des Zinsanstiegs finanziell unattraktiv geworden sind.

Fraglich ist, wie die deutschen Lebensversicherer und auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) als Aufsichtsbehörde zukünftig mit dieser Gefährdung umgehen werden.