1,73 Milliarden Euro Einsparungen bis Ende 2011 / AOK setzt weiter auf Arzneimittelrabattverträge

Die AOK setzt weiter auf die
Arzneimittelrabattverträge. „Wir haben derzeit kein vergleichbar
gutes Instrument, um bei garantiert gleich bleibender Qualität der
medizinischen Versorgung die Ausgaben zu senken“, sagte Dr.
Christopher Hermann, Chefverhandler für die bundesweiten
AOK-Rabattverträge und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der
AOK Baden-Württemberg am Dienstag in Stuttgart. „Dass AOK-Versicherte
und auch die Versicherten der meisten anderen Krankenkassen keine
Zusatzbeiträge bezahlen müssen, verdanken wir vor allem den
Versorgungsverträgen für Generika.“ Im laufenden Jahr rechnet Hermann
mit Einsparungen von bis zu 720 Millionen Euro. Seit dem Start der
bundesweiten Verträge 2007 konnten die AOKs ihre Ausgaben für
Generika bereits um eine Milliarde Euro senken. GKV-weit belaufen
sich die Einsparungen nach Darstellung Hermanns bis Ende des Jahres
auf geschätzte drei Milliarden Euro.

Nach Darstellung der AOK sind die Arzneimittelverträge für
patentfreie Arzneimittel vor allem deshalb ein ideales und nicht
verzichtbares Instrument zur Ausgabensteuerung, weil sie mit
keinerlei Qualitätseinbußen für die Patienten verbunden sind. „Es
gibt keine Unterschiede in der Verträglichkeit von Generika mit
Rabattvertrag und Generika ohne Rabattvertrag“, betonte Hermann.
„Mögliche Unverträglichkeiten sind selten, sie können grundsätzlich
bei allen Medikamenten auftreten. Dann verordnet der Arzt eine
Alternative und schließt auf dem Rezept den Austausch des
verträglichen Präparates aus. Die Therapiefreiheit des Arztes wird
durch die Rabattverträge deshalb voll gewährleistet.“

Hermann kritisierte einzelne Pharmaunternehmen, „die angesichts
deutlicher Umsatzeinbußen bei ihren Originalpräparaten Unsicherheit
bei Ärzten und Patienten schüren.“ Dies sei im Fall von
Schmerzpatienten besonders unverantwortlich. „Bei der Zulassung von
Generika ist der sogenannte Wirksamkeitskorridor eindeutig
festgelegt. Nachahmerpräparate müssen die gleiche Wirkqualität
aufweisen. Würde ein Generikum tatsächlich schwächer wirken als das
Original, wäre die Arzneimittelaufsicht gefragt und müsste das Mittel
vom Markt nehmen.“

Insbesondere im Bereich der Schmerztherapie gehe es um
Millionenmärkte, sagte Hermann. Als Beispiel nannte er den Wirkstoff
Oxycodon zur oralen Dauertherapie schwerer bis sehr schwerer
Schmerzen: „Der Hersteller des Originalpräparates Oxygesic muss mit
erheblichen Markteinbußen leben, seit 2007 erstmals Generika auf den
Markt gekommen sind. Die Zahl der ärztlichen Verschreibungen von
Oxygesic ist laut Arzneiverordnungsreport 2010 im Jahr 2009 um 24,4
Prozent gegenüber 2008 zu Gunsten der Generika gesunken. Und allein
im ersten Halbjahr 2010 sind die Verschreibungen nochmals um rund 20
Prozent gegenüber den ersten sechs Monaten 2009 zurückgegangen.
Trotzdem war der Hersteller mit einem Umsatz von 27,6 Millionen Euro
im ersten Halbjahr 2010 weiterhin Marktführer. Eine Tagesdosis des
Originals kostet die Krankenkassen 11,63 Euro. Die Preise der
Generika-Anbieter bewegen sich dagegen zwischen 8,63 und 5,86 Euro.
Die Zahlen belegen, dass Hersteller massives Interesse daran haben,
den Austausch ihrer Medikamente gegen Generika zu diskreditieren.“

Die Arzneimittelrabattverträge seien für die AOK nicht zuletzt
wegen der minimalen Umsetzungskosten ausgesprochen effizient, betonte
Hermann: „Die Kosten für den Abschluss und die Begleitung der
Rabattverträge liegen bei weniger als ein Prozent der eingesparten
Summe. Ohne die durch die Pharmaindustrie provozierten
kostenintensiven rechtlichen Auseinandersetzungen läge der Aufwand im
Promillebereich.“

Für die kaum ins Gewicht fallenden Kosten sorgt eine optimale
Organisation. Die AOK Baden-Württemberg handelt die gesamten
Rabattverträge für Generika federführend für die AOK-Gemeinschaft
aus. Der AOK-Bundesverband in Berlin wickelt zentral die Abrechnungen
mit den Herstellern ab.

Die bundesweiten AOK-Verträge umfassen inzwischen alle markt- und
ausgabenrelevanten Wirkstoffe. Aktuell laufen Arzneimittelverträge
für 155 Wirkstoffe und Wirkstoffkombinationen mit insgesamt 41
verschiedenen Unternehmen. Die Verträge decken ein jährliches
AOK-Umsatzvolumen von rund 3,8 Milliarden Euro ab.

Übersicht der laufenden bundesweiten AOK-Arzneimittelrabattverträge:

Juni 2009 – 31. Mai 2011:
Verträge über 63 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen
mit 22 Partnerunternehmen

1. April 2010 – 30. März 2012:
Verträge über 80 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen
mit 26 Partnerunternehmen

1. Oktober 2010 – 30. September 2012:
Verträge über zwölf Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen
mit neun Partnerunternehmen

Aktuell läuft das Vergabeverfahren für die inzwischen sechste
Tranche der bundesweiten AOK-Arzneimittelrabattverträge.
Ausgeschrieben wurden 87 Wirkstoffe und Wirkstoffkombinationen. Bei
63 von ihnen handelt es sich um Arzneimittel der 3. Vertragstranche,
die zum 31. Mai 2011 ausläuft. Die neuen Verträge sollen vom 1. Juni
2011 bis 31. Mai 2013 laufen. Erste Zuschläge konnten Anfang Januar
erteilt werden.

Mehr Informationen zur den AOK-Rabattverträgen im Internet unter
www.aok-presse.de oder www.aok-bw-presse.de .

Pressekontakt:
Pressestelle AOK-Bundesverband
Udo Barske (Pressesprecher)
Tel.: 030 34646-2309
E-Mail: udo.barske@bv.aok.de