WAZ: Ein Lehrstück für Größenwahn – Kommentar von Frank Preuß zu Air Berlin

Er hat die Lufthansa herausgefordert, und das war am
Ende doch zwei Nummern zu groß: Joachim Hunold, der mit Air Berlin
zunächst eine fabelhafte Erfolgsgeschichte in den Himmel schrieb, hat
den Absturz des Unternehmens nun auch mindestens mit zu verantworten.
Seinen mehr oder weniger talentierten Nachfolgern an der Spitze
gelang es nicht mehr, alte Fehler auszubügeln, sie machten neue.

Es mutet wie eine groteske Pointe an, dass ausgerechnet die
Fluggesellschaft, die Hunolds Anfangsstrategie der radikalen
Kostensenkung am besten kopiert hat, nun bei der Beerdigung von Air
Berlin als Konkurrent kräftig mitgeholfen hat und diese seit Jahren
vorhersagt: Ryanair macht längst auch der Lufthansa zu schaffen. Und
wird mit ihr um freiwerdende Flugrechte streiten.

Dass der Bund nun für eine Weile bei Air Berlin aushilft, mögen
Marktradikale bedauern. Hier geht es aber nicht nur um immerhin 8500
Beschäftigte und ihre gefährdeten Arbeitsplätze, sondern auch um
Hunderttausende, die mit Air Berlin aktuell Flüge gebucht haben und
sicher sein müssen, dass sie wieder nach Hause kommen. Sie alle
dürfen nicht zu Opfern einer verfehlten Unternehmensstrategie werden.

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