DGQ hat Förderpreis Qualitätsmanagement vergeben: Zwei Wissenschaftlerinnen teilen sich 10.000 Euro

Miriam Jacobs aus der
Deutschlandvertretung des US-Unternehmens Gilead Sciences, Foster
City, Kalifornien, und Dr. Nadine Schlüter von der Bergischen
Universität Wuppertal haben den Walter Masing-Preis 2014 der
Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ) gewonnen. Der nach dem
verstorbenen DGQ-Ehrenvorsitzenden der benannte Preis soll
wissenschaftlichen und unternehmerischen Nachwuchs motivieren, neue
Ideen auf dem Gebiet des Qualitätsmanagements zu entwickeln. Der
Förderpreis ist die einzige vergebene Auszeichnung für
personenbezogene Spitzenleistungen im deutschen Qualitätsmanagement.
Dieses Mal teilen sich zwei Wissenschaftlerinnen die mit 10.000 Euro
dotierte Auszeichnung. „Es handelt sich um zwei herausragende
Arbeiten, die sich in Theorie und Praxis mit neuesten
QM-Erkenntnissen auseinandersetzen“, sagte Udo Hansen, Präsident der
Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ), als erster offizieller
Gratulant.

Führungsstil und Unternehmenskultur beeinflussen den
Unternehmenserfolg am stärksten

Der „Einfluss von Kultur und Führung auf Lean Six Sigma und
Unternehmenserfolg“ war Thema der Arbeit von Miriam Jacobs. Zwar
setzen immer mehr Unternehmen weltweit das QM-Konzept Lean Six Sigma
ein mit dem Ziel fehlerfreier und schlanker Prozesse. „Dennoch gibt
es bisher keine Analyse, wie der volle Nutzen mit diesem Konzept
erreicht werden kann“, sagte die Preisträgerin. Genau an dieser
Stelle setzte sie an.

Danach beeinflussen menschliche Wünsche und Aktivitäten die
Einführung und Verankerung von Six Sigma im Unternehmen, reflektiert
durch die drei nicht direkt messbaren Variablen Landes- und
Unternehmenskultur sowie Führungsstil. „Somit wirken sie auf den
Unternehmenserfolg als nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit am Markt“,
sagt Jacobs.

Vor diesem Hintergrund hatte sie weltweit Lean Six Sigma-Experten
direkt in ihrem Berufsumfeld befragt, um die Einflüsse und Wirkungen
zwischen den fünf Variablen Landes- und Unternehmenskultur,
Führungsstil, Lean Six Sigma und Unternehmenserfolg zu verstehen.
Zugang zu den Experten hatte sie über einen webbasierten
elektronischen Fragebogen. Sie versandte ihn auf der weltweit
verbreiteten Plattform LinkedIn an die Befragten.

Die Antworten der Befragten Experten setzte sie auf der Basis
eines mathematisch-statistischen Modells rechnerisch miteinander in
Beziehung: einerseits die Antworten zu den beobachtbaren Variablen
Lean Six Sigma und Unternehmenserfolg, andererseits die Antworten zu
den nicht beobachtbaren Variablen Landes- und Unternehmenskultur
sowie Führungsstil. Diese Methode der Ursache-Wirkung-Beziehung
beeindruckte die Jury. Ebenso die daraus resultierenden Ergebnisse.
Diese haben gezeigt, dass von allen betrachteten Variablen der
Führungsstil und die Unternehmenskultur den Unternehmenserfolg am
stärksten beeinflussen – positiv wie negativ. Der geringste Einfluss
auf Lean Six Sigma und den Unternehmenserfolg geht Jacobs zufolge von
der Landeskultur aus, so dass die davon ausgehenden
Wirkungsbeziehungen für die Praxis eine untergeordnete Rolle spielen.

Kundenzufriedenheit messen nach Aspekten der Leistungserbringung
Dr. Nadine Schlüter erhielt die Auszeichnung für ihren Beitrag
„KuWiss-Netz – Forderungsgerechte Kundenzufriedenheitsmessungen in
Unternehmensnetzwerken systematisch implementieren“.
„Unternehmensnetzwerke werden derzeit als die wichtigste
Organisationsform des 21. Jahrhunderts betrachtet“, so die
Preisträgerin. Aus Sicht der technischen als auch wirtschaftlichen
Wissenschaft berge die optimale Anpassung zwischen Kundenerwartungen
und Wertschöpfungskonfiguration in Unternehmensnetzwerken somit eine
der größten heutigen Herausforderungen.

Vor allem bei Unternehmensnetzwerken, in denen Wertschöpfungen von
mehreren Unternehmensnetzwerkpartnern generiert werden, sei die
Handhabung kundenrelevanter Prozesse schwierig. Erwartet wird eine
einheitliche Kommunikation der einzelnen Partner vom Kunden, die eine
entsprechende „kompetente“ Leistungserbringung und eine einheitliche
Leistungsüberprüfung sichert. Somit ist eine Methodik zur Handhabung,
Überwachung und Kontrolle kundenrelevanter Leistungsprozesse in
Unternehmensnetzwerken zwingend erforderlich. Und das war das Ziel
ihrer Dissertation.

„Die in meiner Arbeit neu entwickelte KuWiss-Netz-Methode
ermöglicht das Zuordnen der Kundenzufriedenheit zu einzelnen Aspekten
der Leistungserbringung im Unternehmensnetzwerk“, erläutert Schlüter.
Dazu musste sie die Anforderungen, die Unternehmensnetzwerke an eine
prozessorientierte Kundenzufriedenheitsmessung stellen, eruieren und
berücksichtigen. Da es verschiedenste Arten von
Unternehmensnetzwerken gibt, musste sie diese typisieren, um die neue
Methode effizienter anwenden zu können. Trotz der hohen Anzahl der zu
betrachtenden Aspekte einer Kundenzufriedenheitsmessung in
Unternehmensnetzwerken bietet diese Methode eine einfache,
systematische Vorgehensweise, die sich an die Bedürfnisse des konkret
vorliegenden Unternehmensnetzwerkes und seine Rahmenbedingungen
flexibel anpasst, so die Jury.

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